Da sind wir ja mal richtig gut aus den Startlöchern gekommen! Und das, obwohl die letzte Handelswoche vor Silvester eher durchwachsen war. Doch nun, im neuen Jahr, ist der DAX ordentlich im Plus, der Dow Jones ebenso, der Nikkei auch. Ganz im Gegensatz zu den Jahren davor. Da war es doch eher so, dass die Börsen das jeweils alte Jahr mit Kursgewinnen abschlossen, um dann in Woche 1 des neuen Jahres zu schwächeln.

Jetzt also ein positiver Start. Glaubt man der sogenannten Januar-Regel, dann ist eine erste gute Handelswoche ein prima Omen für den gesamten Januar, was wiederum ein gutes Omen für das ganze Börsenjahr ist. Und trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - warnt der Starinvestor Jeremy Grantham von GMO Capital in seinem neuesten Börsenbrief vor einem Kurssturz. Einem heftigen. Die rasante Wertentwicklung der zurückliegenden sechs Monate vor allem am US-Aktienmarkt habe die Basis für einen "letzten Angriff auf den Gipfel" gelegt. Danach folge jedoch der unvermeidliche Fall.

"Melt-up" nennen die Börsianer an der Wall Street so etwas. Typisch dafür ist, dass vor dem Absturz jegliche Korrektur nur sehr mickrig ausfällt, dass der Markt über Wochen überkauft bleibt. Und zumindest in den USA hat es ja schon diesen Anschein.

Dass es 2018 irgendwann zu einem heftigen Fall kommt, wie ihn Grantham befürchtet, wird durchaus von einigen fundamentalen Sorgen unterfüttert. So wird immer wieder vor einem unerwartet deutlichen Anstieg der Inflation gewarnt. Und seit Neuestem auch noch vor Protektionismus und einem möglichen Handelskrieg.

Letzteres kommt nicht von ungefähr: In den USA macht die Regierung Trump schließlich immer wieder und gern Andeutungen in Bezug auf mögliche Zölle auf chinesische Güter, beispielsweise auf Aluminium und Stahl. Als Anleger sollte man so ein Szenario also durchaus ernst nehmen, den besagten "Melt-up" inklusive Sturz.

Bleibt nur die Frage nach dem Wann. Die bislang starken Kursanstiege hatten ja auch ihre Berechtigung - das Wachstum und die Gewinnzahlen gaben das her. Und geben es immer noch her. Die Rally muss also definitiv noch nicht zu Ende sein. Letztlich geht es so lange gut, bis die -Notenbanken aggressiv gegensteuern, um eine Überhitzung abzukühlen und -Inflationsgefahren entgegenzuwirken.

Dies ist das klassische Szenario, wenn man so will: Die Notenbanken bremsen die Wirtschaft und damit auch die Börse (aus). Schwieriger ist es, einen möglichen Handelskrieg und die Folgen für die Börse einzuschätzen. So es denn dazu kommt, wäre eine deutliche Korrektur an den Märkten sehr wahrscheinlich. Andererseits würden dann aber vielleicht die -Notenbanken gegensteuern und die Zinspolitik lockern. Schwierig.

Klar ist aber auch: Solange politische Entscheidungen keine schlimmeren Handelsverwerfungen mit sich bringen, gilt das, was die Märkte schon 2017 bewegt hat - alles eine Frage des Momentums. Und dieser Schwung könnte anhalten, weil es zyklisch und durch die Steuerreform bedingte positive Effekte auf die Unternehmensgewinne gibt. Schätzungen zufolge könnte allein die US-Steuerreform die prognostizierten Unternehmensgewinne nochmal um sechs bis neun Prozent nach oben hebeln.

Granthams Einschätzung behalten wir dennoch im Hinterkopf - für später im Jahr. Je nachdem, wie weit die Märkte laufen.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com