Die täglichen Börsenberichte zum deutschen Aktienmarkt stellen so wie eh und je nach wie vor zuallererst und oft fast ausschließlich auf die traditionelle Version des DAX ab. Ob sich das jemals ändert, ist fraglich. Allerdings würde es dem Zeitgeist entsprechen, wenn der DAX 50 ESG Index mehr in den Vordergrund gerückt würde.
Schließlich hat nicht nur der Kampf gegen den Klimawandel allererste Priorität, sondern auch andere nachhaltige Faktoren wie Soziales und Aufsicht gewinnen immer mehr an Bedeutung. Deutlich machen das auch die stetig steigenden Summen an Kapital, die in nachhaltige Anlageprodukte fließen.
Die nachhaltigere Version des DAX
Interessant ist der DAX 50 ESG in diesem Zusammenhang, weil er seit der Auflage am seit 4. März 2020 die Kursentwicklung der 50 größten und liquidesten Aktien auf dem deutschen Markt abbildet, die im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse notiert sind und über gute Werte in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG = Environmental, Social and Governance) verfügen.
Für die Aufnahme in den DAX 50 ESG kommen laut dem Indexbetreiber Qontigo nur Unternehmen des HDAX (dieser wiederum setzt sich aus DAX, MDAX und TecDAX zusammen) in Frage. Die Unternehmen müssen standardisierte ESG-Filter im Hinblick auf Sustainalytics Global Standards Screening bestehen. Dazu gehören in einem ersten Schritt Ausschlusskriterien, wie nicht erfüllte UN Global Compact-Prinzipien, umstrittene Waffen, Tabak, Kraftwerkskohle, Kernkraft oder Rüstungsgüter.
Aus den verbleibenden Werten wird eine Rangliste gebildet nach Marktkapitalisierung, Börsenumsatz sowie einer ESG-Bewertung des bereits erwähnten externen Anbieters Sustainalytics, einer Tochter des Finanzdienstleisters Morningstar. Die TOP 50-Werte dieser Rangliste werden entsprechend für den DAX 50 ESG ausgewählt, wobei es pro Aktie ein maximales Indexgewicht von sieben Prozent gibt. Eine Indexüberprüfung erfolgt alle drei Monate. Auch hier gelten Fast-Exit- und Fast-EntryRegeln - auch für Verstöße gegen Nachhaltigkeitskriterien. Ziel der Deutschen Börse ist es laut NordLB, den DAX 50 ESG zum Standard für ESG-Investments in Deutschland zu machen.
Die Performance steht einem DAX 50-ESG -Investment nicht entgegen
Kritikern passt es allerdings nicht, dass der DAX 50 ESG Index nach dem Best-in-Class-Prinzip zusammengestellt wird. Dadurch können auch Unternehmen aufgenommen werden, die nicht übermäßig nachhaltig, sondern einfach nur etwas nachhaltiger als die Wettbewerber sind.
In dieser Hinsicht gibt es in der Tat einen gewissen Nachbesserungsbedarf. Doch wirklich perfekte Konstruktionen gibt es rund um das Thema Nachhaltigkeit bisher nur selten. Trotzdem macht es Sinn, den DAX 50 ESG dem traditionellen DAX vorzuziehen. Zumindest für jene Anleger, die Wert auf Nachhaltigkeit legen und dafür auch selbst mit ihrem Handeln eintreten.
Wunderdinge in Sachen Performance sind dabei zwar nicht zu erwarten. Vielmehr dürften sich die beiden DAX-Indizes im relativen Vergleich auch künftig wie schon zuletzt nicht allzu viel schenken. So hat es der Dividenden einbeziehenden DAX 50 ESG Total Return Index (WKN: DE000A0Z3NB0) auf Sicht eines Jahres auf ein Plus von 20,89 Prozent gebracht. Dieses Ergebnis ist praktisch deckungsgleich mit dem gleichzeitig vom DAX Performance-Index verbuchten Zuwachs von 20,70 Prozent. Wie der nachfolgende Chart zeigt, ist auch seit der Auflage im März ein kleiner Vorsprung zugunsten des DAX 50 ESG Total Return Index zu konstatieren.
Vergleich der Wertentwicklung von DAX 50 ESG und DAX, jeweils auf Performance-Basis
Für entsprechende Investment stehen als Anlagevehikel etwa der Lyxor 1 DAX 50 ESG UCITS ETF (ISIN: DE000ETF9090) zur Verfügung, der CSIF (IE) DAX 50 ESG Blue UCITS ETF (ISIN: IE00BKVD2J03) oder der Amundi DAX 50 ESG UCITS ETF DR (C) (ISIN: LU2240851688).
Über die Performance-Schiene gibt es somit kein Argument, dass gegen die nachhaltigere Index-Variante spricht. Folglich macht eine Bevorzugung des DAX 50 ESG Total Return Index Sinn, weil man damit als Anleger den Unternehmen signalisiert, das man wert legt auf eine auf nachhaltigen Kriterien ausgerichtete Unternehmensführung. Und Kapitalflüsse haben mitunter bekanntlich eine größere Überzeugungskraft als noch so wohlfeil vorgebrachte mündliche Argumente.