Zu den G7-Prinzipien gehören eigentlich der freie Handel und der Kampf gegen Protektionismus, auch wenn die Differenzen hier zuletzt überdeutlich waren. Nur gut, dass die Finanzminister aus den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Japan seit längerem nicht mehr darauf festgelegt sind, zwingend nach jedem Treffen eine gemeinsame Erklärung zu formulieren. Denn eine solche werde es dieses Mal auf alle Fälle nicht geben, sagt ein deutscher Regierungsvertreter. Diese Aufgabe hat die G20-Gruppe übernommen, der auch die großen Schwellenländer wie China und Indien angehören und die die G7 nach der Finanzkrise als vermeintlich mächtigstes Abstimmungsforum in der Welt ablöste.

Stellen die USA tatsächlich ihre Zölle gegen Europa scharf, so wird dies auch Rückwirkungen auf die G7 haben. Der Club der Gleichgesinnten könnte dann selbst in große Turbulenzen geraten. Seit Trump mit seiner "America First"-Politik regiert, wankt das Wertegebäude. Wenn der größte G7-Staat amerikanische Interessen über alle anderen stelle, bleibe wenig Raum für Ausgleich, klagt ein G7-Veteran.

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Aber nicht nur über Zölle und andere Hürden im Handel wird beim G7-Treffen im kanadischen Wintersportort Whistler wohl gestritten. Auch ein zweiter Konflikt dürfte die Gemüter erhitzen. Denn die Europäer haben den US-Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran mit klaren Worten kritisiert. Trotzdem haben die USA die Islamische Republik mit neuen Sanktionen belegt, die auch iranische Geschäftspartner aus anderen Ländern treffen können. Er werde dazu ein Gespräch von Frankreich, Großbritannien und Deutschland mit US-Finanzminister Steven Mnuchin geben, kündigt ein deutscher Regierungsvertreter an. Die Europäer wollen dabei Schaden von ihren Firmen abwenden. Denn auch diese will die US-Regierung von Iran-Geschäften abhalten.

Auch die politische Krise in Italien könnte in Kanada zur Sprache kommen. Hauptfrage: Was bedeuten die Turbulenzen in Rom für die Stabilität von Europa? Diese Frage könnte sich vor allem an den deutschen Finanzminister Olaf Scholz und seinen französischen Kollegen Bruno Le Maire richten. Denn es ist noch unklar, ob überhaupt ein Minister aus Italien anreist.

rtr