Für die Aareal Bank interessieren sich seit Kurzem auch noch zwei Finanzinvestoren, die Anfang Oktober ein Übernahmeangebot von 29 Euro je Aktie für den MDAX-Konzern in Aussicht gestellt haben.
Eine Sprecherin der Bank sagte auf Anfrage von €uro am Sonntag, dass man Veränderungen im Aktionärskreis nicht kommentieren wolle. Die Übernahmegespräche mit den Finanzinvestoren Centerbridge und Advent liefen aber weiter, ergänzte sie. Zunächst hatten die drei Gesellschaften Centerbridge, Advent und Towerbrook ihr Interesse angemeldet. Towerbrook hatte das Konsortium Mitte Oktober aber wieder verlassen, sodass derzeit nur noch mit Centerbridge und Advent verhandelt wird. Die Bank hatte zu der Offerte erklärt, man sei von den Kaufinteressenten um Gespräche ersucht worden, um "strategische Optionen" auszuloten. Man führe die Gespräche ergebnisoffen. Ob sie zu einer Transaktion oder zu einem Angebot an die Aktionäre führten, sei ungewiss.
Dabei ist insbesondere der Finanzinvestor Advent für die Aareal Bank kein Unbekannter. Der US-Private-Equity-Fonds hatte sich erst im vergangenen Jahres mit 30 Prozent an der Aareal-IT-Tochter Aaereon beteiligt. Deren Software ermöglicht unter anderem die Verwaltung von Immobilien und Abrechnung von Mieten.
MDAX-Konzern im Umbruch
Im Aktionärskreis der Aareal Bank rumort es seit Längerem. Vor allem der Londoner Hedgefonds Petrus Advisers, der rund zehn Prozent der Anteile an der Bank hält, hatte das Management immer wieder unter Druck gesetzt und eine neue Strategie gefordert. Die Bank müsse profitabler werden und sich insbesondere von ihrer verbliebenen 70-Prozent-Beteiligung an der lukrativen Softwaretochter trennen. Der Marktwert von Aareon übersteige den der gesamten Bank. "Mit einer Abspaltung könnten sowohl Aareon als auch der Bankteil von Aareal mit vollem Fokus fortgeführt werden", fordern die Investoren. Der Immobilienfinanzierer lehnt eine Abspaltung aber ab.
Auch personell steckt das Wiesbadener Institut mitten in einer Umbruchphase. Erst im September hat nach einer mehrmonatigen Vakanz der ehemalige Commerzbank-Vorstand Jochen Klösges den Vorstandsvorsitz übernommen.
Mit Kretinsky bekommt es das Geldhaus nun mit einem neuen Aktionär zu tun, der bei seinen zahlreichen Investments als schwer durchschaubar gilt. Der Milliardär mit einem geschätzten Vermögen von über drei Milliarden Euro ist unter anderem am US-Einzelhändler Macy’s, am britischen Konzern Royal Mail und der zweitgrößten britischen Supermarktkette Sainsbury’s beteiligt.
Derzeit verhandelt der 46-jährige gebürtige Brünner Medienberichten zufolge über eine 27-prozentige Beteiligung am Londoner Fußballclub West Ham United. Kretinsky ist bereits Miteigentümer und Präsident von Sparta Prag. Seine Beteiligung am MDAX-Konzern Metro hat er seit 2018 aufgebaut und ausgeweitet. Eine nennenswerte Beteiligung an einer Bank oder einem Finanzkonzern ist der Investor bislang nicht eingegangen.