Audi-Chef Rupert Stadler setzt große Hoffnungen auf Mexiko. Anfang Oktober hat der Autobauer in San José Chiapa, drei Autostunden südlich von Mexiko-Stadt, ein neues Werk eröffnet. "Günstige Arbeitskosten und Freihandelsabkommen mit über 40 Ländern", nennt Stadler als wichtigste Gründe für den Standort. Insbesondere zollfreie Lieferungen in die USA sind für den deutschen Hersteller entscheidend.

Audi ist nicht der einzige Autohersteller, der in Mexiko für den US-Markt fertigen lässt. Mehr als 80 Prozent der 3,4 Millionen in Mexiko produzierten Fahrzeuge werden in die USA exportiert - dank des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta zollfrei. Doch genau das ist Donald Trump und seinen Anhängern ein Dorn im Auge. Der US-Präsidentschaftskandidat hat angekündigt - im Fall eines Wahlsiegs am 8. November -, eine "große Mauer entlang der Südgrenze zu bauen" und Zölle wieder einzuführen. Das würde die mexikanische Volkswirtschaft schmerzlich treffen. Kein anderes Land ist wirtschaftlich so abhängig von den USA wie Mexiko. 2015 beliefen sich die Exporte in das Nachbarland auf nahezu 300 Milliarden US-Dollar - mehr als ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Niedriger Ölpreis belastet



"Trump wäre ein Problem für Mexiko", erklärt ein ranghoher Manager eines DAX-Konzerns vor Ort gegenüber BÖRSE ONLINE. Selbst wenn er im Fall eines Wahlsiegs seine Ankündigungen "nicht oder nur zum Teil umsetzen sollte, dürfte der psychologische Effekt seines Wahlsiegs das Investitions- und Konsumklima in Mexiko beeinträchtigen", warnt auch Florian Steinmeyer von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Gtai in einer Analyse.

Bereits seit 2013 hat sich das Wachstum in Mexiko verlangsamt. Schuld daran ist vor allem der niedrige Ölpreis. Der Preisverfall hat ein Loch in die Staatskasse gerissen. Die Regierung musste Ausgaben kürzen. Die dringend nötigen Reformen stocken. Die Umfragewerte von Präsident Enrique Peña Nieto sind im Keller.



Clinton treibt Mexiko-Aktien



Ein US-Präsident Trump würde die Probleme des Landes verschärfen. Gewinnt dagegen die demokratische Kandidatin Hillary Clinton, dürfte das für Aufwind sorgen. Diese Hoffnung lässt sich auch an der Entwicklung des Leitindex IPC und des mexikanischen Peso ablesen. Steigen die Chancen für Clinton, klettern die Kurse in Mexiko. Gewinnt Trump an Zustimmung, verlieren Aktien und Währung an Wert.

Ein Investment in Mexiko ist deshalb eine Wette auf den Wahlsieg Clintons. Besonders interessant sind Aktien, die vom Handel profitieren. Wie der private US-Eisenbahnbetreiber Kansas City Southern, der Gütertransporte zwischen Mexikos Produktionsstandorten und dem Mittleren Westen anbietet. Unter den mexikanischen Aktien sticht der Getränkekonzern Femsa hervor. Das gleichfalls börsennotierte Tochterunternehmen Coca-Cola Femsa ist der größte Abfüller für Softdrinks in Lateinamerika. Bei den größten börsennotierten Gesellschaften, beim Mobilfunkanbieter América Móvil und bei der Supermarktkette Walmart de México ist dagegen Vorsicht geboten. Beide stehen vor Gericht, die drohenden Strafen könnten ihnen teuer zu stehen kommen. Der Bergbaukonzern Industrias Penoles hat sich seit der Empfehlung in BÖRSE ONLINE 15/2016 mehr als verdoppelt. Anleger sollten Gewinne mitnehmen.

Wer sein Risiko streuen will, wählt einen ETF auf den Leitindex IPC. Die britische Bank HSBC bietet zudem einen aktiven Mexiko-Fonds an, der sich etwas besser als die ETFs entwickelt hat. Darüber hinaus lohnt sich ein Blick auf Peso-Anleihen. Selbst die Papiere hochklassiger Emittenten wie der Europäischen Investmentbank EIB notieren unter Ausgabekurs. Hinzu kommt ein Kupon von vier Prozent pro Jahr plus das Potenzial einer Aufwertung des Peso.

Sollte am Ende Trump Präsident werden, dürfte es für die mexikanischen Werte deutlich nach unten gehen - selbst wenn er nicht alle populistischen Forderungen aus dem Wahlkampf umsetzt. Wem diese Wette zu riskant ist, der sollte den Wahlausgang in den USA abwarten, bevor er in Mexiko investiert.





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