Vor zehn Jahren legte Edda Schröder den ersten für Privatanleger zugänglichen Mikrofinanzfonds in Deutschland auf. Die Idee: Neben einer stetigen und schwankungsarmen finanziellen Rendite sollten sich Investoren auch über einen sozialen Gewinn freuen. Denn über den Fonds werden Darlehen an spezialisierte Finanzinstitute in Entwicklungs- und Schwellenländern vergeben. Von diesen wiederum bekommen Menschen Kredite, denen klassische Banken wegen fehlender Sicherheiten nichts geben würden.
Der Zugang zu Finanzdienstleistungen ist für viele Kleinstunternehmer, vor allem in ländlichen Gebieten, echte Hilfe zur Selbsthilfe. Finanziert wird beispielsweise die Anschaffung von Nutztieren, Transportmitteln oder Saatgut. Viele der Darlehensnehmer sind Frauen oder Gruppen, was eine hohe Rückzahlungsquote begünstigt.
Den Fonds für Mikrokredite hat Schröder jüngst durch ein Portfolio für kleine und mittlere Unternehmen in den Emerging Markets ergänzt, die ebenfalls unzureichenden Zugang zum Kapitalmarkt haben. Das Produkt (ISIN: DE 000 A2Q JK7 6) ist vorläufig jedoch nur für professionelle und semiprofessionelle Anleger investierbar.
Euro am Sonntag: Frau Schröder, künftig könnten die Zinsen wieder nach oben klettern. Das wäre auch schlecht für Mikrofinanzfonds, oder?
Edda Schröder: Die Veränderungen der Zinsstrukturkurven von Anleihen beeinflussen uns nur geringfügig. Ein wichtiger Faktor ist die zur Verfügung stehende Liquidität im Mikrofinanzbereich. Aktuell gibt es umfangreiche Hilfsprogramme aufgrund der Pandemie, welche den Sektor mit Liquidität und stabilen Zinsen versorgen. Dazu kommt, dass unser Portfolio im Hinblick auf die Laufzeit eher von kurzer Natur ist.
Über welche Größenordnung sprechen wir?
Bei den Endkreditnehmern laufen die Darlehen im Schnitt drei bis zwölf Monate. Durchschnittlich 19 Monate Laufzeit haben die Darlehen, die wir an die Mikrofinanzinstitute vergeben. Wir können also sehr schnell auf Zinsänderungen reagieren.
In welchen Währungen werden die Darlehen vergeben?
Wir haben aktuell zu 56 Prozent Darlehen in US-Dollar und zu 35 Prozent in Euro. Der Rest ist in Lokalwährungen, die wir absichern können.
Warum ist die Währungssicherung bei einem Mikrofinanz- Portfolio so wichtig?
Weil Schwellenländerwährungen sehr volatil sind. Grundsätzlich sichern wir im Fonds alle Fremdwährungen ab. Dadurch haben wir in den vergangenen Jahren einiges an Wertentwicklung eingebüßt. So hat uns die Absicherung Euro-Dollar in den Jahren 2018 und 2019 in der Spitze vier Prozent gekostet. Aktuell sind es 0,8 Prozent. Das ist ein gewaltiger Unterschied.
Der IIV-Mikrofinanzfonds feiert dieser Tage ja seinen zehnten Geburtstag. Wie hat sich die Mikrofinanz in der vergangenen Dekade verändert?
Sehr stark. Die Regulatorik hat sich weiterentwickelt, und die Mikrofinanzinstitute sind wesentlich institutionalisierter geworden bei den Kreditprozessen. Dass in Ländern wie Usbekistan Banken SAP-Software als Kernbankensystem nutzen, ist keine Seltenheit mehr.
Hat sich auch Ihr Investorenstamm verändert?
Ja, inzwischen kommen neben den engagierten Privatanlegern auch mehr institutionelle Kunden zu uns, etwa Stiftungen und Pensionskassen. Für viele ist es nicht einfach, weil wir ein semiliquides Produkt anbieten. Sie können den Fonds ja nur einmal im Monat kaufen und nur quartalsweise verkaufen.
Alles andere als ein Standardprodukt ist auch Ihr neuer Fonds IIV Sustainable SME Debt Fund EM, der gezielt in kleinere Unternehmen der Schwellenländer investiert. Was ist die Idee dahinter?
Bei diesem Fonds geht es um die nächste Finanzierungsstufe. Viele Kleinstunternehmen, die sich bisher über einen Mikrofinanz-Topf finanziert haben, sind gewachsen und brauchen für ihre Investitionen nun mehr Kapital. Für Mikrofinanzinstitute ist der Finanzbedarf allerdings zu groß, für einen traditionellen Bankkredit zu klein. Man spricht im Hinblick auf diese Unternehmen von der "fehlenden Mitte". Nach Schätzungen der Weltbank besteht hier eine Finanzierungslücke von 5,2 Billionen US-Dollar.
Und mit dem Fonds wollen Sie dazu beitragen, diese Lücke zu schließen?
Ja, der Fonds soll dabei helfen, Arbeitsplätze in den Schwellenländern zu schaffen. Zugleich sollen die aufstrebenden Unternehmen dazu angeleitet werden, ihr Geschäft nachhaltig auszurichten.
Der Fonds ist aus regulatorischen Gründen als Spezialfonds für Anleger aufgelegt, die mindestens 200.000 Dollar Investitionskapital mitbringen. Denken Sie, dass künftig auch Privatanleger zum Zuge kommen?
Wir arbeiten daran. Immerhin zeichnen sich schon Anpassungen im Mikrofinanzgesetz ab. Ich denke, dass sich in puncto Regulatorik noch einiges tun wird.