ENTTÄUSCHUNG ÜBER TRUMPS WIRTSCHAFTSPOLITIK



Die Sorge Nummer eins der Experten ist, dass der künftige US-Präsident Donald Trump seine angekündigten Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur nicht eins zu eins umsetzen kann, weil es im Kongress Widerstände gibt. "So kühn dieser Politikwechsel den Leuten auch erscheint, er wird vielleicht verwässert", warnt Bob Doll, Chef-Aktienstratege des Vermögensverwalters Nuveen. Trump will unter anderem Unternehmenssteuern senken und in großem Stil in die Infrastruktur investieren. Die Finanzierung ist aber unklar.

TRUMP UND DER AUSSENHANDEL



Kopfzerbrechen bereitet Börsianern außerdem die Kritik Trumps an aktuellen Handelabkommen. Im Wahlkampf hat er sich wiederholt für Strafzölle auf Billig-Importe aus Ländern wie China oder Mexiko stark gemacht. Auch US-Autobauern wie General Motors (GM) oder Ford drohte er Strafzölle an, weil sie in Mexiko billiger produzieren und die Modelle dann in die USA importieren. Als Reaktion darauf strich Ford eine geplante Milliardeninvestition in Mexiko und will stattdessen Geld in ein Werk im US-Bundesstaat Michigan stecken. Höhere Zölle treiben die Kosten für US-Verbraucher aber in die Höhe. Gleichzeitig drohen Exportländern wie Deutschland Absatz-Einbußen, weil ihre Waren weniger wettbewerbsfähig werden.

FLUCH UND SEGEN DER DOLLAR-AUFWERTUNG



Die aktuelle Aufwertung des Dollar könnte die Gewinne der US-Konzerne auffressen. Damit droht Experten zufolge ein Rückschlag an der Wall Street, da sich die Kursrekorde von Dow Jones, S&P 500 & Co. ohne steigende Überschüsse nicht rechtfertigen ließen. Der US-Standardwerteindex flirtet seit Wochen mit der Marke von 20.000 Punkten. Die Aktienkurse der 500 im S&P-Index notierten Firmen übersteigt die Gewinne je Aktie im Durchschnitt um das 18-fache. Im langjährigen Mittel liegt das sogenannte Kurs/Gewinn-Verhältnis bei 15.

Für europäische Unternehmen ist die Euro -Schwäche ein Konjunkturprogramm, weil ihre Waren auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger werden. Größeren Rücksetzern an der Weltleitbörse Wall Street könnten sich die heimischen Börsen aber kaum entziehen.

ÜBERMOTIVIERTE US-NOTENBANK



Eine weitere große Unbekannte 2017 ist die US-Geldpolitik. "Ein Risiko ist, dass die Fed etwas übereifrig reagiert und die Zinsen schneller anhebt als angebracht", warnt Portfoliomanager Daniel Morgan vom Vermögensverwalter Synovus. Steigende Zinsen verteuern Kredite und hemmen Investitionen und Konsumausgaben. Im Dezember signalisierte die US-Notenbank für das laufende Jahr drei Zinserhöhungen.

ANHALTENDER SIEGESZUG DER EURO-SKEPTIKER



Gleichzeitig ist die Zukunft der Europäischen Union ungewisser denn je. Die Macht der populistischen Bewegungen werde immer noch enorm unterschätzt, warnt Brad McMillan, Chef-Anleger des Brokerhauses Commonwealth Financial Network. In den Niederlanden, Frankreich und Deutschland stehen Wahlen an, bei denen Umfragen zufolge Europa-kritische Parteien und Kandidaten mit kräftigen Stimmengewinnen rechnen können. Außerdem ist nach dem Sturz der Regierung des ehemaligen Ministerpräsidenten Matteo Renzi das Thema Neuwahlen noch nicht vom Tisch.

Außerdem sollen im Frühjahr die offiziellen Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens aus der EU beginnen. Unklar ist, ob es zu einem "sanften" oder "harten" Brexit kommt. Bei Letzterem würden die britischen Firmen ihren Zugang zum europäischen Binnenmarkt verlieren - mit entsprechenden Folgen für die dortige Börse.

AKTIENRALLY AUF PUMP



Anleger haben einen nicht unerheblichen Teil ihrer Aktienkäufe der vergangenen Wochen mit Krediten finanziert. Das Volumen dieser kreditfinanzierten Aktienkäufe erreichte nach Daten der New Yorker Börse Ende November rund 500 Milliarden Dollar und blieb damit nur sieben Milliarden Dollar unter dem bisherigen Rekord vom April 2015. Und in den letzten drei Fällen, in denen das Volumen einen Spitzenwert erreichte (März 2000, Juli 2007 und April 2015), waren die Börsenkurse in den zwölf Monaten danach gesunken. Investoren, die auf Pump spekulieren, trennen sich in Schwächephasen besonders schnell von ihren Papieren, um Verluste zu minimieren.

HACKERANGRIFFE



Auch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung der Welt sind Experten zufolge ein Risiko, weil sie Hackern vielfältige Möglichkeiten bieten. Gezeigt haben das etwa die mögliche Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl durch russische Hacker, Datenklau bei Firmen wie Yahoo oder die Diskussion um "Fake News". "Ich habe seit fünf Jahren keine Order mehr bei einem leibhaftigen Broker platziert", sagt Jake Dollarhide, Chef des Vermögensverwalters Longbow. "Cyber-Sicherheit, Angriffe auf unseren Lebensstil und auf die Art, wie wir Geschäfte machen, sind Dinge, die man im Hinterkopf behalten muss."