Auf sämtlichen Kanälen wird heiß diskutiert: "Ich bin auch weiter von Wirecard überzeugt, habe den heutigen Kurssturz erst mal für einen kleinen Nachkauf genutzt", schreibt ein User. Ein anderer antwortet: "Ausgeräumt wurde mit dem KPMG-Bericht leider nichts. Unvermögen - oder wird doch etwas verschleiert?" Ein Dritter fügt hinzu: "Adyen statt Wirecard - eine gute Entscheidung, weniger Drama."

Ob auf boerse-online.de, auf Instagram, Twitter oder anderen Kanälen unseres Verlages - es geht leidenschaftlich hin und her. Mehrere Millionen Besucher kommen monatlich auf das Portal. Und gerade in der Krise werden es immer mehr. Sie wollen sich informieren, suchen Anregungen für die Geldanlage und tauschen sich aus.

Für die Redaktion Grund genug, die aktuell gefragtesten Aktien unserer Leser herauszufiltern und unter die Lupe zu nehmen. Aus der Liste der 30 meistgeklickten Aktien auf boerse-online.de seit Anfang Mai haben wir die zehn herausgesucht, die dort üblicherweise nicht zu den Stammgästen zählen. DAX-Werte wie Allianz, BASF und Daimler sind stets weit oben zu finden, ebenso wie Nasdaq-Größen wie Amazon und Tesla. Diese langfristig meistgesuchten Aktien werden wir - wie jedes Jahr - im Herbst besprechen, wenn das Titelthema "Die Lieblingsaktien der Deutschen" ansteht.

Aktuellen Trends auf der Spur

Diesmal jedoch ging es darum, Trends nachzuspüren. Unsere Leserinnen und Leser kommen aus allen Gesellschaftsschichten und haben unterschiedliche Vorkenntnisse. Vom Vollprofi bis zum Börseneinsteiger ist alles dabei - Pluralität hat noch nie geschadet. In ihrer Gesamtheit haben sie ein feines Gespür für aktuelle Tendenzen am Aktienmarkt. "Schwarmintelligenz" nennt man das heutzutage.

Seit dem Ölpreiscrash Ende April etwa werden Kurse und News zu Royal Dutch Shell und Transocean regelmäßig gesucht, zwei Werte, die unter normalen Umständen bestenfalls im letzten Drittel der Top 100 zu finden sind. Leider sind Ölwerte im Moment nicht investierbar (stellvertretend für die gesamte Branche haben wir Shell besprochen). Obenauf hingegen sind Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsaussichten sich durch die aktuelle Krise sogar noch verbessern: Deutsche Nebenwerte wie die Krisenprofiteure Biontech und Teamviewer, die zuvor auf der Most-Wanted-Liste nicht vorkamen.

Ganz oben freilich steht der Bezahldienstleister Wirecard - und das schon eine ganze Weile. Mit mehr als 68 000 Seitenaufrufen in den vergangenen vier Wochen stehen die Bayern an der Spitze. Ähnlich wie in der Ölindustrie ist das nicht Folge der guten Performance - im Gegenteil. Allein in den vergangenen drei Wochen verlor der Titel 40 Prozent an Wert. Auch auf Sicht von einem Jahr liegt der ehemalige Highflyer weit unter dem Durchschnitt der DAX-Unternehmen. Wo die Kursschwankungen besonders stark sind, ist das Interesse der Investoren eben am höchsten.

Nach mehreren kritischen Berichten der britischen Wirtschaftszeitung "Financial Times" über angeblich zweifelhaftes Geschäftsgebaren sprang der Kurs in den vergangenen Monaten hin und her. Der Sonderbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG verstärkte die Volatilität noch. Zweifel über Scheingeschäfte konnten nicht ausgeräumt werden. Allerdings wurde auch kein Beweis erbracht, dass es gewisse Transaktionen nicht gab. Es fehlten letztlich erforderliche Belege.

Heiß diskutiert und mit an der Spitze sind auch viele Titel aus der Wasserstoffbranche. Ihr wird eine rosige Zukunft vorausgesagt. Sowohl bei Personenfahrzeugen als auch bei Lkws, in der Logistik und in der Industrie soll die Antriebstechnik kurz vor dem Durchbruch stehen - zumindest berichtet das eine Reihe von marktschreierisch aufgemachten Börsenbriefen seit Monaten.

Das steigert das Interesse der Anleger an Ballard Power, dem Klassiker der Branche. Die Kanadier galten Anfang der 2000er-Jahre als Shootingstar der Brennstoffzellenszene. Der Aktienkurs explodierte förmlich, bis er dann böse unter die Räder kam. Im Fünfjahresvergleich sieht die Sache allerdings schon wieder ganz anders aus: Von unter zwei kletterte der Titel auf fast neun Euro. Ähnliche Schwankungen kennen Anleger auch von anderen Titeln der Branche: Vor allem skandinavische Unternehmen wie Nel ASA, Powercell und Co stehen auf den Tradinglisten ganz oben. Klar ist: Alternativen Antriebsformen gehört die Zukunft, auch weil sie politisch gewollt sind.

Gefragte Krisenbranchen

Dagegen sieht es in der Reisebranche und der Luftfahrtindustrie sehr düster aus. Sämtliche Firmen stehen unter Druck. Bei der Lufthansa steht aktuell für die Rettung des Konzerns eine Staatsbeteiligung zur Debatte. Die Kreuzfahrtschiffe von Carnival Cruise können nicht auslaufen. Ähnlich finster sieht es bei TUI aus. Aktuell erwirtschaftet das Unternehmen kaum nennenswerte Umsätze, Tausende von Arbeitsplätzen sind gefährdet.

Der Beliebtheit der Aktien tut das keinen Abbruch. Sie gehören zu den Klickstars der Nutzer. Je tiefer sie abstürzen, umso mehr. Offensichtlich lauern Schnäppchenjäger auf ihre Chance. Doch die kann lange auf sich warten lassen.

Die Kurse der einst gehypten Hanfanbauer und -verkäufer etwa befinden sich seit mehr als einem Jahr auf Talfahrt. Allein Aurora Cannabis fiel seit März 2019 von über 100 auf unter fünf Euro. Ohne einen umgekehrten Aktiensplit wäre der Titel gar zum Pennystock verkommen. Seit vergangenen Donnerstag sprang der Kurs dann wieder um 100 Prozent nach oben. Auch hier spiegeln sich die erratischen Kursschwankungen in hohen Klickraten wider.

Aurora Cannabis: Voller Hoffnung durch die Krise


Cannabis-Geschäfte wurden in einigen kanadischen Provinzen und US-Bundesstaaten zuletzt als essenziell eingestuft und durften trotz Lockdown öffnen. Einzelne Läden meldeten eine "beispiellose Nachfrage" - Balsam auf die Seele kriselnder Cannabis-Unternehmen wie Aurora Cannabis. Die Firma hat sich in den vergangenen Jahren übernommen, auf die zahlreichen Akquisitionen kleinerer Mitbewerber fielen hohe Abschreibungen an. Eine umfangreiche Kapitalerhöhung verwässerte die Aktien, CEO Terry Booth musste gehen. Die Aktien wurden Mitte Mai im Verhältnis 12 : 1 zusammengelegt. Nun zeigt sich Licht am Ende des Tunnels. Im zurückliegenden Quartal stiegen die Cannabis-Verkäufe um 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der Verlust wurde eingegrenzt. Im jungen und wachstumsstarken Segment der cannabishaltigen Lebensmittel und Getränke hat sich Aurora gut positioniert. Gelingt 2021 der erhoffte Sprung in die schwarzen Zahlen, könnte die Aktie das Schlimmste hinter sich haben. svh


Ballard Power: Zurückhaltung statt Enthusiasmus



Etwas zu früh hatten wir nach unserer Empfehlung Ende des Jahres bei Ballard Power geraten, Gewinne mitzunehmen. Immerhin stand ein Plus von 80 Prozent zu Buche. Danach ging es jedoch noch mal steil bergauf. Nach dem Sprung über die Zwölf-Euro-Marke kam der Titel wieder deutlich zurück. Helfen konnten da auch die Zahlen zum ersten Quartal nicht: Zwar kletterte der Umsatz trotz Corona-Krise um 50 Prozent auf 24 Millionen Dollar. Allerdings hatten Analysten etwas mehr erwartet. Unterm Strich schreiben die Kanadier immer noch tiefrote Zahlen. Damit die hohe Bewertung gerechtfertigt ist, müsste der Umsatz deutlich steigen und der Konzern zeigen, dass er annähernd an schwarze Zahlen heranrücken kann. Vorstandschef Randy MacEwen geht zwar davon aus, dass die Nachfrage nach wasserstoffgetriebenen Fahrzeugen langfristig hoch sein wird. Vor allem viele Busse, Schiffe, Züge und Lkws sollen künftig mit Wasserstoff angetrieben werden. Er hält es jedoch für gut möglich, dass sich die Kunden kurzfristig erst mal mit Investitionen zurückhalten. Deswegen zog er die Prognose für das Gesamtjahr zurück. Anleger bleiben vorerst an der Seitenlinie und warten ab. ts


Biontech: Hoffnungsträger im Kampf gegen Covid-19


Vor Ausbruch der Corona-Krise war die Mainzer Biotechfirma nur Branchenexperten ein Begriff. Das änderte sich schlagartig, als bekannt wurde, dass Biontech mit BNT162 einen Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt, der, wenn bei den klinischen Studien alles glattgeht, zu den ersten zugelassenen Impfstoffen zählen wird. Mit dem US-Pharmakonzern Pfizer hat Biontech einen prominenten Partner im Boot, der über die Kapazitäten für eine schnelle Massenproduktion von Impfstoffdosen verfügt. Die Zulassung des Covid-19-Vakzins wäre eine Schlüsseletappe auf dem Weg von Biontech zum "deutschen Biotechriesen", zu dem die seit Oktober 2019 an der Nasdaq gelistete Firma in Communityforen hochstilisiert wird. Zwölf Wirkstoffe, darunter elf gegen diverse Krebsarten, sind in der klinischen Entwicklung. Das lässt genug Aufwärtspotenzial für den Fall, dass BNT162 floppt. Rücksetzer unter 42 Euro sind Kaufkurse für die hochvolatile Aktie. SRI


Carnival: Das Ende des Kreuzfahrtbooms


Nach einem Kurssturz um 75 Prozent ist der Kreuzfahrtveranstalter Carnival auf 2019er-Basis mit einem KGV von unter drei bewertet. Das lockt Schnäppchenjäger an, zumal das Unternehmen im August die ersten Schiffe wieder in See stechen lassen will. 2020 dürfte ein Verlustjahr zum Vergessen werden. Für 2021 schätzen Analysten den Gewinn je Aktie zwischen 0,18 und 4,80 US-Dollar. Das eine wären weniger als fünf Prozent des 2019er-Ergebnisses, das andere ein neuer Rekord. Aus Sicht der Redaktion ist es wahrscheinlicher, dass die Skeptiker recht behalten werden. Aus Virenangst dürfte der Kreuzfahrtboom so schnell nicht wieder aufleben - wenn überhaupt. Carnival steht wegen des Umgangs mit Corona-Ausbrüchen an Bord seiner Schiffe in der Kritik, ein Untersuchungsausschuss des US-Kongresses beschäftigt sich mit der Frage, ob Fehlverhalten vorlag. Und: Klimaschützer gingen schon vor der Krise wegen hoher CO2- und Rußpartikelemissionen auf die Barrikaden. Allein das Ablassen der Swimmingpools ins Meer ist wegen der hohen Sonnenmilchkonzentration eine Umweltsünde. Sollte die Krise tatsächlich ein Umdenken auslösen, ist das Geschäftsmodell in Gefahr. JEC


Lufthansa: Anleger müssen mit Turbulenzen rechnen


Aktien von Fluggesellschaften, etwa der Lufthansa, sind volatil und reagieren sensibel auf Ölpreisschwankungen, Unfälle oder Naturkatastrophen. Das weiß auch Investorenlegende Warren Buffett, der einst auf die Frage, wie man Millionär werde, antwortete: "Indem man als Milliardär in Airlines investiert." Irgendwann verstieß er gegen seine eigene Leitlinie und musste jüngst Airlinebeteiligungen mit Verlust verkaufen. Denn das Coronavirus schlägt ins Kontor. Das Liquiditätspolster der Lufthansa, das mit über vier Milliarden Euro auf den ersten Blick recht komfortabel erscheint, schmilzt jetzt in der Krise schneller als die Eisschollen in der Antarktis. Experten rechnen in den kommenden Wochen mit hohen Liquiditätsabflüssen. Da die Möglichkeiten der Finanzmittelbeschaffung am Kapitalmarkt limitiert sind, soll dem Vernehmen nach ein staatliches Hilfspaket von bis zu zehn Milliarden Euro geschnürt werden. Das Chance-Risiko-Profil der Aktie erscheint trotz einer absehbaren Erweiterung des Flugplans weiterhin ungünstig. LAW


Nel Asa: Eine heiße Wette auf Wasserstoff


Noch einen Tick unberechenbarer als Ballard Power ist der norwegische Wasserstoff-Pureplay Nel ASA. Das Unternehmen ist weltweit der größte Hersteller von Elektrolyseuren. Diese wandeln elektrische Energie in chemische um, dabei entsteht Wasserstoff. Auch haben die Skandinavier mittlerweile mehr als 50 Wasserstofftankstellen verkauft. Vom Tief im März bei etwas unter 0,70 Euro erholte sich der Titel wieder kräftig und kletterte über die wichtige Unterstützung bei einem Euro. Aufgrund der Krise kommt es bei Nel ASA zu Verzögerungen. Die Installationen und Inbetriebnahme von Anlagen und Tankstellen könnten sich nach hinten verschieben. Dennoch legte der Auftragseingang im ersten Quartal um knapp die Hälfte auf 54 Millionen Euro zu. Die Erlöse stiegen, wenn auch minimal, und lagen bei umgerechnet 11,5 Millionen Euro. Allerdings schreibt Nel ASA auch künftig noch rote Zahlen. Das Minus des Ebitda hat sich in den ersten drei Monaten nahezu verdoppelt. Mit rund 110 Millionen Euro Cash sind die Norweger jedoch noch gut ausgestattet, um Durststrecken zu überstehen. Wer auf Wasserstoff setzt und Schwankungen aushält, kauft zu. Hoch bewertet. TS


Royal Dutch Shell: Ölpreis unter 40 Dollar gefährdet Agenda 2035


Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg musste Royal Dutch Shell im ersten Quartal 2020 die Dividende senken - und das gleich um 66 Prozent. So drastisch die Kürzung auf 16 US-Cent je Aktie auch aussehen mag, manchem Analysten wäre es lieber, das Unternehmen würde sein Geld zusammenhalten. Denn die schwache Treibstoffnachfrage spricht dafür, dass der Ölpreis noch längere Zeit auf einem niedrigen Niveau verharren wird. Das laufende Jahresviertel dürfte deshalb noch einmal erheblich schlechter ausfallen als das vorangegangene. Unser Stoppkurs von 14,00 Euro ist gefallen. Eigentlich war der niederländisch-britische Konzern auf einem guten Weg, sich unabhängiger vom Öl- und Gasgeschäft zu machen. Bis 2035 will Vorstandsmitglied Maarten Wetselaar 30 Prozent des Umsatzes mit regenerativen Energien erzielen und den Konzern zum größten Stromversorger der Welt machen. Bei einem Ölpreis unter 40 Dollar je Barrel könnten die Mittel für weitere Investitionen in erneuerbare Energien aber knapp werden. JEC


Teamviewer: Softwareschmiede auf gutem Weg


Mal wieder wirft Permira Papiere von Teamviewer auf den Markt. Seit dem Börsengang trennt sich die Beteiligungsgesellschaft sukzessive von Anteilen an der Göppinger Softwareschmiede. Dieses Mal veräußerte sie 25 Millionen Wertpapiere. Damit sank ihr Anteil an Teamviewer auf 39 Prozent. Der Titel sackte daraufhin kurzzeitig um rund acht Prozent ab. Zu Recht ist Teamviewer ein kleiner Clickhero. Die Schwaben gehören zu den großen Gewinnern in der Corona-Krise. Mit ihrer Software werden Maschinen und Computer aus der Ferne gesteuert. Auf Geschäftsreisen können Unternehmen dadurch zum Teil verzichten. Auch Videokonferenzen bieten die Software-Experten an. Wegen der starken Konkurrenz stehen diese aber nicht im Vordergrund. Zuletzt gab es starke Zahlen und einen Ausblick, der hoffen lässt: Anstatt des anvisierten Umsatzes zwischen 420 und 440 Millionen Euro sollen es jetzt mindestens 450 Millionen werden. Gut möglich, dass der Konzern noch eine Schippe drauflegt. Das bereinigte Betriebsergebnis stieg im ersten Quartal um fast das Doppelte auf knapp 74 Millionen Euro. Anleger sollten sich durch den Permira-Aktienverkauf nicht verunsichern lassen. TS


Tui: Reise in eine ungewisse Zukunft


Der weltweit führende Touristikkonzern TUI leidet besonders stark unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie. Die Aktie hat sich seit Ausbruch der Krise glatt geviertelt, mehr als fünf Milliarden Euro Börsenwert sind dem Coronavirus so bereits zum Opfer gefallen. 8000 Mitarbeiter des Reiseunternehmens verlieren ihren Job. TUI kämpft ums Überleben und erhält dafür Staatshilfen im Rahmen eines Überbrückungskredits in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Ob die Geldspritze am Ende ausreicht, hängt auch davon ab, wie lange die Reisebranche noch von den Beschränkungen betroffen sein wird. Eine seriöse Antwort darauf gibt es momentan nicht. Das TUI-Management gibt verständlicherweise auch keine Prognose mehr zur Umsatz- und Ergebnisentwicklung im laufenden Geschäftsjahr ab. Die Aktie ist deshalb aktuell kaum investierbar. Wer es dennoch wagen will, muss viel Mut mitbringen und sollte zumindest eine nachhaltige Bodenbildung abwarten. LAW


Wirecard: Strammes Wachstum, aber desaströse Kommunikationspolitik


Trotz Corona-Krise, Hedgefondsattacken und Personaldebatten bleibt Wirecard auf Wachstumskurs. Nach vorläufigen Zahlen stieg der Umsatz im ersten Quartal um 24 Prozent auf 700,2 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 26 Prozent auf 199,2 Millionen Euro.

Ohne Einmaleffekte, mit denen wohl die Sonderprüfungen nach den Manipulationsvorwürfen gemeint sein dürften, wäre das Ebitda sogar um 29 Prozent auf 204 Millionen Euro gestiegen. Die Prognose fürs Gesamtjahr hat der Zahlungsabwickler mit Sitz in Aschheim bei München bestätigt. Demnach soll das Ebitda 2020 zwischen 1,0 und 1,12 Milliarden Euro betragen. Finanzvorstand Alexander von Knoop verwies darauf, dass negative Effekte aus dem Airline- und Reisegeschäft durch Zuwächse in den Bereichen Konsum und digitale Güter einigermaßen ausgeglichen werden konnten. Der Trend zum Onlineshopping könnte dem DAX-Konzern mittelfristig sogar nutzen.

Das war’s dann aber mit den guten Nachrichten. Der Zahlungsabwickler gerät wegen Ungereimtheiten in der Bilanz und einer desaströsen Kommunikation immer stärker unter Beschuss. Die Finanzaufsicht Bafin hat Ermittlungen wegen einer ganzen Reihe von angeblichen Verstößen eingeleitet, die Rechtsanwaltskanzlei Tilp will in einem Musterverfahren Schadenersatz wegen Fehlinformation des Kapitalmarkts zwischen 2016 und 2020 erstreiten. Wie mehrfach berichtet, konnte eine Sonderprüfung von KPMG die vornehmlich aus dem angelsächsischen Raum erhobenen Vorwürfe der Bilanzmanipulation nicht restlos widerlegen. Verschiedene Banken, Hedgefonds und Vermögensverwalter fordern deshalb den Rücktritt von Vorstandschef und Gründer Markus Braun. Solange die Machtfrage nicht geklärt ist, bleibt die Aktie trotz bereits starker Kursverluste anfällig für Rückschläge. JEC/EHR