Wie schätzen Sie die Politik der Europäischen Zentralbank EZB aktuell ein?
Dirk Müller:
Die neuesten Entscheidungen der EZB zeugen von zunehmender Hilflosigkeit. Sie sind ein direktes Eingeständnis, dass die bisherige Politik kläglich gescheitert ist. Der Patient hat einen Herzstillstand. Man hat mehrfach erfolglos versucht, mit immer stärkeren Stromstößen das Herz zu beleben, nun wird die Spannung noch weiter verstärkt und das mit der Aussage: Wir haben noch viel größere Blitze in der Leitung. Das Ergebnis ist absehbar. Die Aussagen der vergangenen Jahre "Wir haben alles im Griff und sind auf dem besten Weg" entpuppen sich als Geschwätz.Drohen Kleinsparern jetzt auf breiter Front Negativzinsen?
Der Kleinsparer ist heute nicht schlechter dran als in der Hälfte der zurückliegenden 50 Jahre. Da hatten wir zwar drei Prozent Sparzins, aber auch vier Prozent Inflation. Der Sparbuchkunde wird also seit jeher geschröpft, nur jetzt merkt er es erstmals nominell. Ein richtiges Problem sind die Negativzinsen für Versicherungen und ihre Kunden sowie natürlich für die Banken.
Kommt man in diesem Umfeld an Aktien eigentlich noch vorbei?
Aktien waren schon immer die richtige Wahl für die langfristige Geldanlage. Jetzt wird es nur so deutlich sichtbar, dass man es gar nicht mehr übersehen kann. Wer das immer noch nicht wahrhaben will, dem ist leider nicht zu helfen - das muss man einfach in dieser Deutlichkeit sagen.