Kann die Flüchtlingssituation zu einem ernsthaften wirtschaftlichen Problem für Deutschland und Europa werden?


Dirk Müller: Wir haben zwei gegenläufige Effekte. Der direkte Zustrom erzwingt Milliardenausgaben des Staates in den Bau von Unterkünften, Sozialhilfe und Dinge des täglichen Bedarfs. All diese Kreditgelder gehen direkt in die Wirtschaft und wirken konjunkturfördernd. Gleichzeitig ist die weitere Entwicklung in vielen Bereichen - innere Sicherheit, Zwangsunterbringung, Stimmung der Bevölkerung, Steuererhöhungen et cetera - völlig unklar. Fehlende Planungssicherheit bremst immer Investitionen. Die Risiken dürften überwiegen.

Im DAX stecken massenhaft Investitionen der arabisch-sunnitischen Welt. Inwieweit unterliegen diese Investments auch politischen Dispositionen? Und was hätte ein Abzug der Araber aus Deutschland für den DAX zu bedeuten?


Der niedrige Ölpreis zwingt die arabischen Staaten seit Monaten zur Auflösung von Währungsreserven. Neben Anleihen könnten auch Aktien der staatlichen Fonds davon betroffen sein. Ein weiter niedriger Ölpreis könnte auf mittlere Sicht eine kursdrückende Wirkung für den DAX haben.

Drohen aus China ähnliche Gefahren?


Ja. Ähnliches wie für die arabische Welt gilt für eine weitere Abkühlung Chinas mit Zahlungsschwierigkeiten dort. Wer Geld braucht, muss Kasse machen und verkauft Vermögenswerte, wie wir in der Liquiditätsklemme 2008 gesehen haben.