Die guten Nachrichten des Versicherungskonzerns Munich Re waren der Börse offenbar nicht gut genug. Obwohl das Dax-Unternehmen mit den Zahlen zu seinem dritten Quartal die Prognose anhob, zählt der Wert mit einem Minus von bislang 1,7 Prozent zu den schwächsten Titeln im Leitindex.

Komplett selbstverschuldet ist die Kursentwicklung allerdings nicht. Die Münchner sind zum Teil ein Kollateralschaden des Wahlergebnis in Amerika. In den USA ist überraschend der Republikaner Donald Trump zum 45. Präsidenten gewählt worden. Die Börse aber weiß nicht, was sie von dem Milliardär zu erwarten hat und fürchtet eine protektionistische Wirtschaftspolitik der größten Volkswirtschaft der Welt. Im zuge dieser Unsicherheit gaben die Kapitalmärkte weltweit nach und belasteten auch Munich Re. Finanzchef Jörg Schneider hofft daher auf schnelle Klarheit über die künftige US-Wirtschaftspolitik.

Doch der Kursrückgang geht nicht vollständig auf die Weltpolitik zurück. So hatten sich Anleger offenbar mehr von der Prognose des Konzerns versprochen. Nachdem die Ziele noch im Mai gesenkt worden waren, geht Schneider nun davon aus, dass der Überschuss die zuletzt ins Auge gefassten 2,3 Milliarden Euro nun deutlich übertreffen werde. Grund: Im Schaden- und Unfallgeschäft hinterließen Naturkatastrophen und von Menschen ausgelöste Großschäden geringere Spuren als im Sommer 2015. Wie hoch der Jahresgewinn genau ausfällt, hängt Schneider zufolge "wie üblich vor allem von der weiteren Entwicklung bei Großschäden, Kapitalmarkt und den Währungskursen ab". Analysten gingen allerdings schon zuvor von einem Überschuss in Höhe von 2,5 Milliarden Euro aus.

Im dritten Quartal verdiente die Munich Re unter dem Strich 685 Millionen Euro - fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Neben den "zufallsbedingt" geringeren Großschäden trugen dazu höhere Gewinne aus Kapitalanlagen bei. Die Brutto-Beitragseinnahmen sanken um gut ein Prozent auf 12,3 Milliarden Euro - auch infolge des Verkaufs der Erstversicherungs-Töchter in Italien. Bei seinem Erstversicherer Ergo musste der Dax-Konzern allerdings einen Verlust hinnehmen. Die Konzerntochter schrieb mit einem Minus von 52 Millionen Euro rote Zahlen. Bei Ergo läuft seit diesem Sommer eine rund eine Milliarde Euro teure Sanierung. Positive Effekte aus dem Umbau werden aber erst ab 2021 erwartet. Ein Teil der Maßnahmen belastet 2016 den Konzerngewinn der Munich Re. Die Ergo komme mit dem Umbau "zügig voran", sagte Ergo-Chef Markus Rieß. Es gebe "eine große Aufbruchsstimmung". Im Zuge der Neuaufstellung sollen bei Ergo in Deutschland netto 1800 Arbeitsplätze wegfallen.

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Für die Kursbelastung durch die US-Wahl kann Munich Re nichts und auch die angehobene Prognose ist für sich genommen positiv. Doch die gute Nachricht eines verbesserten Ausblicks verpufft weitgehend vor dem Hintergrund, dass die Ziele zuvor gekappt wurden und die Börse wegen ausbleibender Großschäden bereits mit einem besseren Ausblick gerechnet hatte. Gleichzeitig wird die Sanierung der Ergo, Munich Re Jahre beschäftigen und sich erst ab 2021 auszahlen. Die erwarteten 500 Millionen Euro Gewinn pro Jahr hauen daher kaum einen Investor vom Hocker.

Zusätzlich belastet das Nullzinsumfeld weiterhin die Geschäfte. Munich-Re-Vorstand Schneider sprach von einem weiterhin herausfordernden Umfeld für Rückversicherer. Bei weiter niedrigen Zinsen werde dem Umfang möglicher Reserveauflösungen eine "noch größere Bedeutung zukommen", so Schneider. Allerdings habe bei den vergangenen Vertragserneuerungen der Druck auf Preise und Bedingungen etwas nachgelassen. Der Finanzchef erwartet daher für das kommende Jahr "deutliche Stabilisierungstendenzen".

Insgesamt bietet Munich Re weiterhin ein gemischtes Bild. Mit seiner günstigen Bewertung und der hohe Dividendenrendite bietet die Aktie zwei klassische Kaufargumente, doch für große Kurssteigerungen reichen diese kaum aus. Auf dem aktuellen Kursniveau empfehlen wir die Aktie daher weiter zu beobachten.

Kursziel: 180,00 Euro

Stopkurs: 155,00 Euro