Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat im dritten Quartal 2015 wegen negativer Einmaleffekte einen überraschend starken Gewinneinbruch verbucht und die Erwartungen der Analysten deutlich verfehlt. Der Überschuss fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 29 Prozent auf 525 Millionen Euro. Dennoch sieht sich der DAX-Konzern weiter auf Kurs zu seinen Jahreszielen, wonach mindestens drei Milliarden Euro erzielt werden sollen. Nach neun Monaten kommt das Unternehmen bislang auf 2,4 Milliarden Euro.

Die Aktie fiel am Donnerstagmorgen um mehr als zwei Prozent, notierte nach Handelsschluss aber nur noch 0,08 Prozent im Minus. Analysten vergaben nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen eine Verkaufsempfehlung, zehn Halteempfehlungen und fünf Kaufempfehlungen.

BÖRSE ONLINE stuft das Papier von "Kaufen" auf "Beobachten" herunter. Zwar könnte es sich bei den negativen Einmaleffekten tatsächlich nur um einen seltenen Ausrutscher handeln, allerdings wäre der Gewinn noch stärker eingebrochen, hätte die Munich Re nicht einen Steuerertrag von 100 Millionen Euro kassiert. Zudem warnte Finanzvorstand Jörg Schneider vor weiteren möglichen Belastungen.

Im Rückversicherungsgeschäft bekommt das Unternehmen zunehmend Konkurrenz durch Hedgefonds und Pensionskassen. Im Erstversicherungsgeschäft leidet Munich Re vor allem unter den niedrigen Zinsen. Im Frühjahr will der Konzern daher eine neue Strategie für die Erstversicherungstochter Ergo präsentieren.

Bereits Investierte können die Aktie im Depot halten, denn im Gegensatz zu den Quartalszahlen sieht die Charttechnik so gut aus wie schon lange nicht mehr. Im Oktober eroberte das Papier die Gleitenden Durchschnitte der letzten 55 (rot) und 200 Tage (grün) zurück. Zudem sendete der MACD-Indikator ein Kaufsignal. Aus diesem Grund hatten wir in Heftausgabe 45/2015, also vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen das Kursziel von 215 auf 225 Euro und den Stoppkurs von 142 auf 155,50 Euro erhöht. Diese Werte sind nun mit etwas mehr Vorsicht zu genießen.



Unabhängig von der Charttechnik bieten die Titel weiterhin eine attraktive Kombination aus hoher Dividendenrendite und niedriger Bewertung. Die Dividende für 2015 soll laut Munich Re leicht steigen, das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2016 liegt derzeit bei 10,6. Zudem wird Aktienkurs durch ein eine Milliarde Euro schweres Rückkaufprogramm gestützt, das erst zur Hälfte durch ist.