Anleihen Venezuelas sind hochriskant. Die Ratingagentur Moody’s beurteilt die Bonität des südamerikanischen Landes nur noch mit "Caa3".

Marco Ruijer ist trotz der hohen Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls des wirtschaftlich schwer angeschlagenen Landes investiert. Im vergangenen Jahr gewichtete der Manager des NN Emerging Markets Debt (Hard Currency) Venezuela sogar höher, als das Land im Vergleichsindex vertreten ist. Sein Mut wurde belohnt. Venezuela-Anleihen legten im vergangenen Jahr um 50 Prozent zu und waren damit der Starperformer der Anlageklasse Schwellenländeranleihen.

Mittlerweile hat Ruijer den Anteil wieder auf neutral zurückgesetzt: "Die Entwicklung des Bonds hängt vom Ölpreis ab." Ziehe dieser an, werde das Land in diesem Jahr einmal mehr in der Lage sein, seine Schuldenverpflichtungen zu erfüllen. Möglich, dass Venezuela-Bonds dann erneut am besten abschneiden werden. Sollte dagegen der Ölpreis sinken oder die angespannte politische Lage eskalieren, drohten kräftige Kursverluste.

Von der Erholung der Rohstoffpreise profitierten auch Ghana-Investoren: Die Anleihe legte voriges Jahr um rund 30 Prozent zu. Das afrikanische Land wird als Frontier Market eingestuft. Anleger trauen den sogenannten Grenzmärkten eine ähnlich starke ökonomische Entwicklung zu, wie sie die etablierten Schwellenländer Brasilien oder Indien in den vergangenen 30 Jahren genommen haben. Neben Ghana werden auch Kenia, Nigeria, Sri Lanka, Kasachstan sowie Argentinien als Grenzmärkte eingestuft. Zusammen mit den etablierten Schwellenländern umfasst das Anlageuniversum Emerging Markets Debt rund 65 Staaten. Im Lauf der nächsten Jahre dürften weitere Länder hinzukommen. Zuletzt rückten Äthiopien und Kamerun in diese Gruppe auf.

Weite Renditeabstände



Um den Aufschwung ihrer Volkswirtschaften zu beflügeln, legen die Frontier Markets Anleihen auf. Die Emissionserlöse verwenden sie dann oft zur Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen. In Kenia beispielsweise wird derzeit eine Eisenbahnlinie von Nairobi zur Küste gebaut. Die bisherige Transportzeit von Waren wird sich von ein bis zwei Wochen auf vier Stunden verkürzen, so Ruijer. Das Land hat der Manager aber wie Venezuela derzeit nur neutral gewichtet. Im August finden in Kenia Präsidentschaftswahlen statt, politische Unruhen sind nach Bekanntgabe der Ergebnisse nicht auszuschließen. Aufgrund der Risiken sind Frontier-Markets-Bonds attraktiv verzinst.

Der bis Januar 2026 laufende, mit "B-" eingestufte Bond Ghanas etwa weist gegenüber der Bundesanleihe einen Renditeabstand von 8,6 Prozentpunkten auf. Die Papiere werden von institutionellen Anlegern rege nachgefragt. Für Kleinanleger dagegen ist ein Einstieg deutlich schwieriger: Die Stückelung beträgt 200 000 Euro.

Für Ruijer ist ein Engagement kein Problem, Anleger haben ihm über drei Milliarden Dollar anvertraut. 58 Prozent der Mittel hat er in spekulativen Bonds angelegt, der Rest verteilt sich auf Anleihen, die mit Investment Grade eingestuft werden. Dazu zählen unter anderem Mexiko, Indonesien und Russland. Die Cashquote liegt bei acht Prozent. Die Chancen und Gefahren seiner Investments wägt Ruijer besonnen ab. Auf Sicht von fünf Jahren legte der NN Emerging Markets Debt (Hard Currency) aus Sicht eines Euro-Anlegers um über 58 Prozent zu, in den vergangenen zwölf Monaten erzielte er über 14 Prozent.

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Verbesserte Außenhandelsbilanzen



Nach den hohen Zuwächsen im vergangenen Jahr traut Ruijer der Anlageklasse 2017 ein Plus von fünf bis sechs Prozent zu. Die Rückkehr zu einer restriktiveren Geldpolitik in den USA und einem damit einhergehenden stärkeren Dollar ändert nichts an den guten Perspektiven. "Die Schwellenländer sind heute in einer deutlich besseren Verfassung als im Jahr 2013, als die US-Notenbank ein Ende der quantitativen Lockerung diskutierte", sagt Ruijer. Seinerzeit zogen Anleger massiv Gelder aus den Schwellenländern ab.

Tatsächlich haben sich insbesondere die von Investoren sehr kritisch beäugten Außenhandelsbilanzen wieder deutlich verbessert. Auch die Inflationsraten tendieren nach unten. Das entgeht den Bonitätswächtern nicht: Jüngst hob Moody’s schon mal den Ausblick für russische Staatsanleihen an.