Wohnimmobilien: Trotz hoher Preise in vielen Städten ist die Nachfrage nach Wohnungen zur Kapitalanlage ungebrochen. Wo die Rendite noch stimmt. Von Bernhard Bomke
Das Interesse von Kapitalanlegern an Eigentumswohnungen in Deutschland scheint trotz vielerorts stark gestiegener Preise ungebrochen. Derzeit treiben die verbreiteten Strafzinsen für Bankeinlagen sowie die deutlich gestiegene Inflationsrate eher noch mehr Anleger in Betongold. Das wiederum lässt die Preise in den begehrten Städten weiter steigen und die Mietrenditen schrumpfen. Experten raten zu Wohnungskäufen in Mittelstädten oder in der näheren Umgebung der großen Zentren.
"Ich würde nahe an den Metropolen bleiben", sagt Ditmar Rompf, Chef des Immobilienfinanzierungsvermittlers Hüttig & Rompf. "Auch im direkten Umfeld gibt es eine große Wertbeständigkeit. Und bei den Mietrenditen steht dort eine 3 vor dem Komma." Das sei in den Metropolen selbst nicht mehr zu schaffen. Rompf nennt ein typisches Beispiel. An Standorten wie Frankfurt am Main seien bei Neubauwohnungen nur noch Mietrenditen von jährlich etwa zwei Prozent drin. Die in Reichweite liegenden Städte Darmstadt und Hanau böten dagegen die Chance auf gut drei Prozent. Und deutlich über drei Prozent könnten Kapitalanleger mit Neubauwohnungen in Gießen oder Wetzlar erzielen. "Bei Bestandswohnungen kann es auch noch etwas mehr sein."
Mittelstädte bringen mehr
Ein Ende des Preisbooms bei Wohnungen sieht Rompf nicht. "Wenn die Zinsen niedrig bleiben und sich die Negativzinsen auf Giro- und Tagesgeldkonten weiter etablieren, werden die Kaufpreise weiter steigen", sagt er. Im ersten Halbjahr 2021 investierten Kapitalanleger, die bei Hüttig & Rompf (vermitteltes Kreditvolumen 2020: 2,6 Milliarden Euro) eine Finanzierung abschlossen, im Schnitt 357 000 Euro in eine Wohnung. Das waren 19 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Rompf erklärt den starken Anstieg mit größeren Flächen je Wohnung und mit Preiszuwächsen pro Quadratmeter von fünf bis zehn Prozent.
Auch der Maklerverband IVD meldet weiter steigende Wohnungspreise. Allerdings sieht IVD-Präsident Jürgen Michael Schick in den teuersten Städten München und Stuttgart die geringsten Wertzuwächse. Ein Hinweis darauf, dass die Preise dort bald ausgereizt sein könnten. Schick empfiehlt, sich nach Wohnungen in wirtschaftlich gesunden Klein- und Mittelstädten umzusehen. Dort seien höhere Miet- und Wertzuwächse zu erwarten als in den Metropolen. Auch teure Neubauten seien geeignet. Der Grund: "Neubaukäufer profitieren von attraktiven staatlichen Zuschüssen."
Und was ist dran am Inflationsschutz durch Wohnungen? Ditmar Rompf: "Sollte die Inflationsrate längere Zeit bei vier oder gar fünf Prozent liegen, böten Eigentumswohnungen einen gewissen Schutz vor Wertverlust." Auf jeden Fall würden die Wohnungspreise auf Sicht nicht so stark fallen, wie das Geld an Wert verliert.