Michael Neumann, der Chef des Kreditvermittlers Dr. Klein über die gestiegenen Bauzinsen. Von Bernhard Bomke
€uro am Sonntag: Herr Neumann, die Bauzinsen für einen Zehnjahreskredit sind auf den höchsten Stand seit gut zwei Jahren gestiegen. Ist der Höhepunkt nun erreicht, oder kommt da noch was?
Michael Neumann: Der Zinsanstieg hat vor allem mit der deutlich höheren Inflation zu tun. Ohne die Anleihekäufe und die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank würden die Bauzinsen noch stärker steigen. Ich erwarte, dass sich die Inflationsrate 2022 bei zwei bis drei Prozent einpendelt. Der Zehnjahres-Bauzins von derzeit etwa einem Prozent dürfte in den nächsten zwei Jahren eher auf zwei Prozent steigen als auf 0,3 Prozent fallen.
Was raten Sie Bauherren und denen, die jetzt eine Wohnung kaufen wollen?
Ich würde dazu raten, möglichst große Sicherheit einzukaufen. Also zum Beispiel 20 Jahre Zinsbindung.
Und wenn die Finanzierung längst läuft? Schnell ein Forwarddarlehen abschließen und sich die jetzigen Zinsen sichern?
Wer aus Angst vor höheren Zinsen für die Anschlussfinanzierung schlecht schläft, findet in Forwarddarlehen ein sehr gutes Instrument, sich abzusichern.
Wie sind die Bedingungen dafür?
Grundsätzlich kann man frühestens fünf Jahre vor Ablauf der Zinsfestschreibung ein solches Forwarddarlehen abschließen. Bei Langfrist-Finanzierungen für etwa 15 oder 20 Jahre gibt es nach zehn Jahren ein gesetzliches Kündigungsrecht.
Wie hoch ist der Forwardaufschlag?
Gehen Sie mal von rund 0,2 Prozentpunkten pro Jahr aus. Das heißt: Wenn Sie drei Jahre vor Ende des laufenden Darlehensvertrags ein Forwarddarlehen abschließen, zahlen Sie über die gesamte Laufzeit der Anschlussfinanzierung den aktuellen Zinssatz zuzüglich rund 0,6 Prozentpunkte Forwardaufschlag.