Zwei Berater von Präsident Wladimir Putin sagten der Nachrichtenagentur Reuters jedoch, bei einem Gefecht Mitte August seien mehr als 100 russische Soldaten in der Ukraine getötet worden. Mehrere europäische Staaten - darunter Deutschland - drohten Russland mit schärferen Sanktionen.

Der niederländische Nato-General Nico Tak sprach von einem russischen "Vorstoß", nicht von einer Invasion. "Sie unterstützen die Separatisten, kämpfen gemeinsam mit ihnen", erklärte er. Seit Montag sei ein neuer russischer Vorstoß nahe Nowoasowsk in Gange. "Für die ukrainischen Streitkräfte ist das praktisch eine zweite Front", sagte Tak. "Das ist eine äußerst effektive Art, den Druck auf die Separatisten zu verringern." Russland wolle offenbar eine Niederlage der prorussischen Rebellen im Osten des Nachbarlandes nicht akzeptieren. "Es wird vermutlich alles Notwendige tun, um eine solche Niederlage zu verhindern."

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PUTIN-BERATER: TOTENSCHEINE DER SOLDATEN GEFÄLSCHT

Der ukrainische Sicherheitsrat hatte zuvor berichtet, Nowoasowsk sei gemeinsam von russischen Streitkräften und Separatisten eingenommen worden. Auch über andere Landesteile im Südosten hätten sie die Kontrolle übernommen. Der Rat kündigte die Wiedereinführung der Wehrpflicht ab Herbst an. Die Rekruten würden allerdings nicht im Osten des Landes eingesetzt, meldete die Nachrichtenagentur Interfax.

Zwei Mitglieder des von Putin eingesetzten Menschenrechtsrates, Ella Poljakowa und Sergej Kriwenko, sagten Reuters, am 13. August sei ein russischer Munitionskonvoi nahe Snischnje von Raketen getroffen worden. Dabei seien mehr als 100 russische Soldaten getötet worden. Es habe zudem 300 Verletzte gegeben. Die Totenscheine der Soldaten seien gefälscht worden. Als Quelle nannten sie Augenzeugenberichte und Verwandte der Opfer.

Auf Seite 3: RUSSLAND: "KEIN BEZUG ZUR REALITÄT"

RUSSLAND: "KEIN BEZUG ZUR REALITÄT"

Die russische Regierung wies die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sprach von einer Ente. "Wir müssen die ausländischen Autoren und ihre wenigen Unterstützer in Russland enttäuschen", sagte er. Die Inhalte hätten "keinen Bezug zur Realität". Dem Rebellenanführer Alexander Sachartschenko zufolge unterstützen rund 3000 Freiwillige aus Russland die Separatisten. Einem russischen Fernsehsender sagte er, die Soldaten kämpften in ihrem Urlaub freiwillig mit ihren Brüdern für die Freiheit statt am Strand zu liegen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte an, die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union würden sich am Samstag möglicherweise mit weiteren Sanktionen gegen Russland beschäftigen. Man habe immer wieder deutlich gemacht, dass bei einer Eskalation auch weitere Strafmaßnahmen geprüft werden sollten. Der britische Premierminister David Cameron drohte der Regierung in Moskau mit "weiteren Konsequenzen". Die USA erklärten in einer ersten Stellungnahme, man prüfe das weitere Vorgehen. Russland lasse die Lage in der Ukraine immer weiter eskalieren.

Frankreichs Präsident Francois Hollande bezeichnete es als "unerträglich und inakzeptabel", sollten sich die Berichte über russische Soldaten auf ukrainischem Boden bestätigen. Auch er drohte mit weiteren Sanktionen. "Ich will sie nicht, denn sie sind weder im russischen noch in unserem Interesse", sagte er. Russland könne jedoch nicht darauf hoffen, eine Macht im 21. Jahrhundert zu sein, wenn es sich nicht an die Regeln halte.

Reuters