Geldpolitik sei kein "Allheilmittel". Auch die Politik sei gefordert, die Rahmenbedingungen für den Jobmarkt zu verbessern, mahnte die 67-jährige Arbeitsmarkt-Expertin. Sie hat erst vorige Woche als erste Frau das Steuer der mächtigsten Zentralbank der Welt übernommen.
"ICH VERSPRECHE BERNANKES WERK FORTZUSETZEN"
Derzeit pumpt die Fed monatlich noch 65 Milliarden Dollar in das Finanzsystem. Bernanke habe die Wirtschaft mit seiner großzügigen Geldpolitik gestärkt, sagte Yellen: "Ich verspreche, dieses Werk fortzusetzen."
Die ehemalige Harvard-Ökonomin, die ihren Text ohne erkennbare Nervosität und eher bedächtig vortrug, gilt als Anhängerin einer weichen, eher konjunkturfördernden Linie, die weniger streng auf Inflationsgefahren achtet. Die Fed hat ihre Bilanz in den Krisenjahren seit 2008 auf mittlerweile mehr als vier Billionen Dollar aufgebläht. Durch die Geldschwemme drohen nach Ansicht von Fed-Kritikern im Aufschwung eine hohe Inflation und Vermögenspreisblasen wie vor einigen Jahren am Immobilienmarkt.
YELLEN SORGT FÜR KLARE VERHÄLTNISSE
Die Aussicht auf klare Verhältnisse in der US-Geldpolitik stützte die Wall Street. Börsianer sprachen von einem Signal der Kontinuität. "Sie hat klargemacht, dass die bisherige geldpolitische Strategie fortgesetzt wird und dass sie die Probleme im Blick hat", sagte Aktienstratege Robert Halver von der Baader Bank. "Entscheidend ist, dass die Zinsen nicht erhöht werden, und in diese Richtung gab es keinerlei Hinweis."
Die Märkte rechnen nicht vor Frühjahr 2015 mit einer Zinserhöhung. Die Fed hält den Schlüsselzins nunmehr bereits seit Ende 2008 mit null bis 0,25 Prozent extrem niedrig. Sie hatte zunächst signalisiert, dass sie über eine Erhöhung nachdenken will, sobald die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gefallen ist. Da diese Quote nun bereits in greifbare Nähe gerückt ist, will die Fed jedoch "noch längere Zeit" stillhalten und der Wirtschaft mehr Zeit für eine durchgreifende Erholung geben. Yellen sieht sich durch den zuletzt eher mauen Stellenaufbau bestätigt. Sie betonte, die Kältewelle habe zwar zu dieser Schwäche beigetragen, doch sei der Jobmarkt auch ohne den Wetter-Effekt bei weitem noch nicht kraftvoll genug.
Yellen dämpfte zugleich die Furcht, dass die Krise vieler Schwellenländer der US-Konjunktur gefährlich werden könnte. Die jüngsten Währungsturbulenzen seien "kein wesentliches Risiko für den wirtschaftlichen Ausblick". Durch die etwas straffere US-Geldpolitik ist es zu der Kapitalflucht aus Schwellenländern wie der Türkei und Brasilien gekommen, die sich mit Zinserhöhungen gegen den Verfall ihrer Währungen stemmen. Die USA sind wegen der anziehenden Konjunktur für Anleger wieder attraktiver geworden. Darauf haben die Investoren an den Märkten reagiert.
Reuters