Ukrainische Streitkräfte halten nach Angaben des britischen Militärgeheimdienstes weiter das Zentrum der umkämpften südöstlichen Hafenstadt Mariupol. In mehreren Gebieten nordwestlich von Kiew sei es der ukrainischen Armee zudem gelungen, russische Truppen zurückzudrängen.

In Istanbul begann am Vormittag die neue Verhandlungsrunde zwischen der Ukraine und Russland. Die Gespräche, die zuletzt per Videokonferenz fortgesetzt wurden, finden diesmal auf Vermittlung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Rahmen direkter Gespräche in der türkischen Bosporus-Metropole statt. Die Türkei hatte auch schon Gespräche der Außenminister der Ukraine und Russlands ausgerichtet. Erdogan hatte zuvor gesagt, dass die Ukraine schon viele der russischen Forderungen erfüllt habe. Der russische Unterhändler Wladimir Medinsky sagte im russischen Staatsfernsehen, er hoffe, dass eine gemeinsame Erklärung binnen weniger Stunden nach dem Ende der Gespräche in Istanbul möglich sei.

An den Gesprächen soll nach Angaben von drei mit der Sache vertrauten Personen auch der russische Milliardär Roman Abramowitsch teilnehmen. Der Geschäftsmann gehört zu den russischen Oligarchen, die vom Westen wegen ihrer Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Sanktionen belegt wurden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Wochenende in einem Interview mit russischen Medien gesagt, dass man prüfen werde, ob die Ukraine auch einen neutralen Status annehmen könne. Damit würde das Land auf die bisher angestrebte Nato-Mitgliedschaft verzichten. Dies ist eine der russischen Forderungen. "Sicherheitsgarantien und Neutralität, nicht-nuklearer Status unseres Staates. Wir sind bereit, uns darauf einzulassen", sagte Selenskyj auf Russisch. Allerdings hatte Russland dem Land bereits die territoriale Integrität im Gegenzug zur Abgabe der sowjetischen Atomwaffen zugesagt und dennoch 2014 die ukrainische Halbinsel Krim annektiert.

Die Ukraine und westliche Länder sprechen von einem russischen Angriffskrieg und einer Invasion, die am 24. Februar begonnen hat. Russland hatte sein Vorgehen in der Ukraine dagegen als Spezialoperation zur Zerstörung militärischer Stützpunkte sowie zur Demilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine bezeichnet. Allerdings veränderte die Führung in Moskau in den vergangenen Tagen ihre Rhetorik. Auch der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sprach am Dienstag davon, dass das Hauptziel nun die Eroberung der Donbass-Region in der Ostukraine sei. Westliche Regierungen führen dies auf die mangelnden Erfolge der russischen Truppen zurück.

In dem Krieg sollen nach Angaben der Ukraine und aus westlichen Sicherheitskreisen bereits mehrere Zehntausend Menschen gestorben sein. Die UN sprechen zudem von 3,5 Millionen Flüchtlingen aus der Ukraine.

INDONESIEN WILL RUSSISCHES ÖL KAUFEN - RUBEL LEGT ZU


Unterdessen springen andere Staaten in die Lücke, die westliche Länder beim Kauf von russischem Öl lassen. Nach Indien erwägt nun auch Indonesiens staatlicher Energiekonzern Pertamina den Kauf von russischem Rohöl. Man sehe die Chance, "zu einem guten Preis bei Russland zu kaufen", sagte Firmenchefin Nicke Widyawati. "Politisch gibt es dabei kein Problem, solange die Firma, mit der wir handeln, nicht sanktioniert ist", sagte sie. Die Zahlung könne über Indien abgewickelt werden. Indonesien hat derzeit den Vorsitz der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) inne - und hatte auch Skepsis gegenüber dem Vorschlag von US-Präsident Joe Biden geäußert, Russland aus der G20-Gruppe auszuschließen.

Die russische Landeswährung Rubel setzte ihre Erholung fort und klettere auf den höchsten Stand seit mehr als einem Monat. Im Gegenzug notierte der Dollar zum RubelRUBUTSTN=MCX rund zwei Prozent tiefer bei 88,06 Rubel. Vorübergehend gab der Dollar sogar auf bis zu 87,40 Rubel nach. Auch die Börse in Moskau erholte sich. Der russische Aktienindex.IMOEX legte rund vier Prozent zu. Die Bundesregierung hatte den Absturz des Rubels als Beleg dafür genannt, dass die westlichen Sanktionen Wirkung zeigen würden.

Die USA und ihre Verbündeten planen neue Sanktionen gegen weitere Sektoren der russischen Wirtschaft, sagte der stellvertretende US-Finanzminister Wally Adeyemo. Die Ausweitung ziele darauf ab, "die Fähigkeit des Kremls, seine Kriegsmaschinerie zu betreiben", zu untergraben. Man nehme nun verstärkt kritische Lieferketten ins Visier.

rtr