Der US-Konzern Intel baut sein neues Mega-Chip-Areal in Magdeburg und investiert dort 17 Milliarden Euro in zwei Halbleiterwerke, wie Intel-Chef Pat Gelsinger ankündigte. Die Entscheidung markiert gleich in mehrfacher Hinsicht eine Zeitenwende: Denn die Amerikaner bauen damit ihren europäischen Standort nicht nur zu einem globalen Zentrum für Computerchips aus. EU-Staaten haben darüber hinaus mit Milliardenbeträgen dafür gesorgt, dass Entwicklung und Produktion dieser Hightechprodukte vor Ort erfolgt, da sie eben nicht mehr beliebig am Weltmarkt verfügbar sind, wie die Chipkrise gezeigt hat.
Dafür hat die Corona-Pandemie gesorgt, die die Verletzlichkeit der weltweiten Lieferketten offengelegt hat. Magdeburg ist nur der erste Schritt: Der US-Konzern will für insgesamt 80 Milliarden Euro ein europaweites Halbleiternetzwerk aufbauen, das letztendlich die -Basis einer leistungsfähigen europä-ischen Chipindustrie werden soll.
Auch die wachsenden geo-politischen Spannungen und der Ukraine-Krieg sorgen derzeit in vielen Konzernen für ein Umdenken in der Organisation.
Dramatische VW-Warnung
Am deutlichsten manifestiert sich das in der Autoindustrie, die durch die Chipkrise und jetzt auch noch durch Versorgungsengpässe als Folge des Kriegs immer stärker unter Druck kommt.
Beispiel Volkswagen: Der größte europäische Autokonzern durchforstet derzeit nicht nur seine Lieferbeziehungen, sondern will sich künftig auch stärker am US-Markt ausrichten. Dabei malt VW-Chef Herbert Diess für das Europageschäft ein düsteres Bild. Der Ukraine--Krieg werde noch lange zu -Belastungen führen. Neben unterbrochenen Lieferketten gibt es Probleme bei der Energieversorgung und teils drastische Preissteigerungen. Das sei nur ein "Vorgeschmack" auf die künftige Lage, warnte Diess im "Handelsblatt": "Wir müssen uns weltweit breiter aufstellen." Auch im einstigen Boommarkt China, der rund 40 Prozent des gesamten VW-Absatzes ausmacht, läuft es für die Wolfsburger nicht mehr so rund. Dort ging der Gewinn im vergangenen Jahr um 17 Prozent zurück.
Volkswagen ordnet derzeit auch seine Lieferketten neu, weil die Produktion von Kabelbäumen aus der Ukraine ausfällt. Sollte die Fertigung dort nicht bald durch andere Länder Osteuropas und Afrikas wettgemacht werden, sei zudem die Geschäftsprognose 2022 gefährdet, sagte Diess. Wegen der Engpässe kündigte er außerdem die Verlagerung der Produktion von Zehntausenden Fahrzeugen von Europa nach Nord- und Südamerika -sowie nach China an.