Die Distanz zwischen Berlin und der neuseeländischen Hauptstadt Wellington beträgt rund 17 700 Kilometer. Zugegeben, das Land ist nicht sehr groß, die Einwohnerzahl beträgt nur fünf Millionen und das Bruttoinlandsprodukt rund 195 Milliarden Euro. Doch der Inselstaat hat mehr zu bieten als atemberaubende Landschaften. Nach einer vergleichsweise kleinen Kursschwäche im vergangenen Oktober befindet sich Neuseelands Aktienmarkt - anders als die meisten anderen Weltbörsen - wieder auf Rekordjagd. Der Leitindex NZX 50 hat sich seit März 2009 locker vervierfacht. Beeindruckend ist hier besonders die Trendstabilität - gravierende Rückschläge gab es kaum, dank der guten Wirtschaftsentwicklung und steigenden Unternehmensgewinnen. Auch 2018 stand der Inselstaat mit einem Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent vergleichsweise gut da. Allerdings gibt es derzeit volkswirtschaftlich gesehen auch in Neuseeland klare Abschwächungssignale. Das dürfte eine baldige Zinssenkung wahrscheinlich machen, was auch die Landeswährung schwächen sollte.

Insgesamt ist der Aktienmarkt nicht günstig. Bei einem vom Vermögensverwalter StarCapital erstellten Attraktivitäts-Ranking rangiert Neuseeland unter 40 Aktienmärkten nur auf dem 26. Platz. Bei der fundamentalen Bewertung sieht es noch schlechter aus. Gemessen am CAPE und damit dem zyklisch geglätteten Shiller-KGV, das den aktuellen Marktpreis ins Verhältnis zu den mittleren inflationsbereinigten Unternehmensgewinnen der jeweils vorausgehenden zehn Jahre setzt, belegt das Land den vorletzten Rang.

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Stockpicking angesagt


Trotz all dieser Einschränkungen finden sich auf Einzelwerte-Ebene einige Titel mit guten Chancen. Allerdings handelt es sich beim ersten Mitfavoriten, dem Flughafenbetreiber Auckland International Airport, um eine Aktie, die optisch nicht günstig erscheint. Auf Basis der Analystenprognosen für 2019/20 beträgt das KGV rund 33. Doch das relativiert sich, sofern die Wachstumshoffnungen des Vorstands aufgehen. Denn dieser rechnet in den nächsten 20 Jahren mit einer Verdopplung der Passagierzahl. Der Aufbau der dafür nötigen Infrastruktur kostet rund drei Milliarden Euro, doch das sollte sich langfristig auszahlen. Die Börse gewährt offenbar Vorschusslorbeeren, wie frische Kursrekorde zeigen.

Auch Mainfreight Limited befindet sich auf Wachstumskurs. Der Logistik- und Transportkonzern ist eines der größten Frachtunternehmen Neuseelands. Als Mitglied der globalen Versorgungskette mit über 250 Niederlassungen in Australien, China, Europa, Neuseeland und den USA ist Mainfreight dabei, seine globale Präsenz weiter auszubauen. Laut eigenen Angaben folgt die 1978 gegründete Gesellschaft einer 100-Jahres-Vision. Alle Entscheidungen basieren auf der Annahme, dass es Mainfreight mindestens weitere 100 Jahre gibt. Diese Geschäftspolitik soll gemäß Analysten von 2017/18 bis 2021/22 beim Gewinn je Aktie in einen Anstieg von 1,03 auf 1,78 Neuseeland-Dollar münden. Eine Perspektive, die den seit zehn Jahren bestehenden charttechnischen Aufwärtstrend untermauert.

Ebenso wie Mainfreight befindet sich auch die Agrarunternehmensgruppe Scales Corp. auf Rekordkurs. Der im Vorjahr erzielte Umsatz war ebenfalls ein neuer Höchstwert. Die derzeit drei operativen Geschäftsbereiche bestehen aus Gartenbau, Lagerung & Logistik sowie Lebensmittelzutaten. Kürzlich ist das Unternehmen auch ein Joint-Venture zur Herstellung von Heimtierfutter-Proteinen eingegangen. Neuseelands Agrarsektor gilt als Anbieter umweltfreundlicher, nachhaltiger und hochwertiger Produkte. Das entspricht dem Zeitgeist und sollte bei der Expansion helfen. Analysten sehen das Ergebnis je Aktie von 2018 bis 2021 von 0,21 auf 0,28 Neuseeland-Dollar steigen. Das entspräche dann einem vertretbaren KGV von 18, bei einer Dividendenrendite von rund 3,8 Prozent.

Relativ günstig bewertet ist der Nebenwert Skellerup Holdings. Der international agierende Industriekonzern produziert Dichtungen, Armaturenhalterungen, Bewässerungs-Absperrventile und Produkte für die Landwirtschaft. Wachstumspotenzial wittert der Vorstand vor allem für den Bereich Wasser-Infrastruktur. Die Gesellschaft gab für die ersten sechs Monate 2018/19 einen Rekordgewinn bekannt. Auch der Aktienkurs ist auf neue Bestmarken vorgerückt. Analysten rechnen mit weiter steigenden Gewinnen. Dabei ergibt sich auf Basis des für 2021/22 geschätzten Gewinns von 0,18 Neuseeland-Dollar ein KGV von 12,4. Die Dividendenrendite liegt bei mehr als fünf Prozent.

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Auf einen Blick: Neuseeland