Jordan Belfort, der "Wolf of Wall Street" hat letzte Woche als Key-Speaker den "Fonds Kongress 2015" eröffnet. Ruft man sich in Erinnerung, dass der Wertpapierspekulant Nick Leeson, der 1993 die britische Barings Bank ruinierte, schon 2013 auf dem Privat Banking Kongress sprach, stellt sich nach dem Gesetz der Serie die Frage, wen wir auf Konferenzen dieser Art als nächstes hören können.
Wie wäre es beispielsweise mit dem ehemaligen UBS Banker Kweku Adoboli zum Thema "Schwächen des Risiko-Managements"? Oder Jérome Kerviel, zu "Sicherungs-Systeme bei französischen Großbanken und ihre Grenzen", Uli Hoeneß, der über "Gestaltungsspielräume deutscher Steuererklärungen" referiert? Oder noch besser, für den Fall seiner vorzeitigen Begnadigung, vielleicht doch eher Bernard Madoff, der dazu ausführt, wie man "Schneeballsysteme für jede Jahreszeit" aufzieht.
"Infotainment" in allen Ehren: trockene komplexe Materie und staubige Themen bedürfen einer gewissen unterhaltsamen Verpackung und Untermalung. Das lockert auf und macht Spass. Verständnis auch dafür, an den Beginn einer Veranstaltung einen "Magneten" ins Programm setzen zu wollen, damit die meisten Gäste davon angezogen pünktlich erscheinen. Muss man indes jedem Windhund, der die Gesellschaft und Gesellschaften schädigte und / oder rechtskräftig verurteilten Kriminellen, die ihre Strafe verbüßten, eine Bühne bieten und sie obendrein noch mit Gagen hofieren? Ist es überzeugender und authentischer, wenn Referenten in dieser Art und Weise von Dingen sprechen, von denen sie etwas verstehen? Wenn der Bund der Kleptomanen selbst ruft "haltet den Dieb" und der Fuchs erklärt, wie man den Hühnerstall bewacht? Oder geht es am Ende doch einfach nur um Brot und Spiele: Geld, Sex, Drugs and Rock n Roll.
Als Vertreter einer Branche, die in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend mehr im Generalverdacht steht, die Kosten zu treiben, Anleger fehl zu beraten und sich an ihnen unverhältnismäßig zu bereichern, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn Steilvorlagen dieser Art die Diskussionen zusätzlich anheizen und der Gesetzgeber die Regulierungsschrauben unter öffentlichem Beifall anzieht.
Björn Drescher ist Gründer des auf Fonds spezialisierten Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie (www.drescher-cie.de). Für Börse Online kommentiert er ab sofort wöchentlich mit "Return: Der Investmentkommentar" Ereignisse aus der Fondswelt.
Björn Drescher ist Gründer des auf Fonds spezialisierten Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie (www.drescher-cie.de).