Sie kappte den geldpolitischen Schlüsselsatz außer der Reihe zum zweiten Mal binnen zwei Wochen: Er wurde um einen vollen Punkt auf die neue Spanne von null bis 0,25 Prozent gesenkt. Zur Stützung der Wirtschaft wird die Fed in den kommenden Wochen zudem mindestens 700 Milliarden Dollar in die Hand nehmen. Auch die Währungshüter in Japan und Südkorea öffneten am Montag die Geldschleusen weiter.

Die zusätzlichen Zinssenkungen und Geldspritzen großer Notenbanken hielten den Ausverkauf an den Börsen jedoch nicht auf. "Die geldpolitischen Maßnahmen, so wirkungsvoll sie auch immer sein werden, schüren in einem ersten Schritt mehr Panik als dass sie zur Beruhigung beitragen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Eine gefährliche Abwärtsspirale hat sich in Gang gesetzt."

US-Notenbankchef Jerome Powell sprach am Sonntag von einer "herausfordernden Situation": Das Virus habe tiefgreifende Auswirkungen für die Menschen in den USA und der gesamten Welt. Das Frühjahrs-Quartal werde in den USA wahrscheinlich schwach ausfallen. Dennoch seien negative Zinsen für die USA kein Thema, betonte Powell. Die Notenbank habe noch genügend geldpolitischen Spielraum und Instrumente.

"Die Notenbank ist mittlerweile voll im Krisenmodus - wie im Jahr 2008", meint NordLB-Ökonom Bernd Krampen. Dem Statement der Fed lasse sich entnehmen, dass dieses Leitzinsniveau so lange beibehalten werde, bis die Wirtschaft des Landes die Auswirkungen des Coronavirus überstanden habe: "Insofern dürfte unseres Erachtens der Leitzins für längere Zeit auf diesem Niveau verharren."

Die Fed will nun 500 Milliarden für Staatsanleihen aufwenden und zusätzlich für 200 Milliarden Dollar Hypothekenpapiere kaufen. Mit ähnlichen Kaufprogrammen in großem Stil hatte die US-Notenbank bereits im vorigen Jahrzehnt die Rezession nach der Weltfinanzkrise erfolgreich bekämpft.

Zudem vereinbarten die Währungshüter in Washington mit der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie den Notenbanken in Kanada, Großbritannien, Japan und der Schweiz, günstige Dollar-Kreditgeschäfte anzubieten. Damit soll das Finanzsystem global gestärkt und die Versorgung von Banken und Firmen mit der Weltleitwährung gesichert werden.

Der Kurs der US-Währung war in den vergangenen Wochen im Zuge der Viruskrise kräftig gestiegen. Die Vereinbarung soll laut EZB zum Abbau von Anspannungen auf den globalen Finanzierungsmärkten beitragen. Negative Folgen für die Kreditversorgung von Haushalten und Firmen im In- und Ausland sollen abgemildert werden.

KRISENSITZUNG IN TOKIO


Nach der amerikanischen, britischen und Europäischen Zentralbank haben auch die japanischen Währungshüter ihre Geldpolitik gelockert. Sie kündigten nach einer Krisensitzung an, den Kauf risikoreicher Anlagen wie börsengehandelter Fonds (ETFs) jährlich zu verdoppeln. Auch wird ein neues Kreditprogramm aufgelegt, um zinslose Kredite mit einjähriger Laufzeit an Banken zu verlängern. Das soll die Kreditvergabe an die von den Folgen der Pandemie betroffenen Unternehmen ankurbeln.

Konkret beschloss die Zentralbank, ETFs in einem jährlichen Volumen von etwa zwölf Billionen Yen (umgerechnet gut 101 Milliarden Euro) zu kaufen. Das ist doppelt so viel wie bislang. Damit werde auch der Kauf japanischer Immobilien-Treuhandfonds (J-REITs) auf 180 Milliarden Yen pro Jahr verdoppelt. Sobald sich die Märkte stabilisierten, solle wieder zum ursprünglichen Tempo zurückgekehrt werden. Um ein Einfrieren der Kreditmärkte zu verhindern, stellt die Zentralbank außerdem zwei Billionen Yen für zusätzliche Käufe von Wertpapieren und Unternehmensanleihen bereit.

Regierungschef Shinzo Abe begrüßte die Entscheidung angesichts der jüngsten Marktturbulenzen als "schnell und angemessen". Experten zeigten sich dagegen skeptisch. "Im Vergleich zu anderen Zentralbanken wie der Fed fehlte den Schritten die Kühnheit", sagte Ökonom Toru Suehiro von Mizuho Securities. "Es zeigt deutlich, dass ihr wenig Spielraum für weitere Lockerungen bleibt."

Auch in Südkorea stemmte sich die Zentralbank gegen die Krise. Sie senkte zur Abwehr der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie außer der Reihe ihren Leitzins auf ein Rekordtief. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld wurde um einen halben Punkt auf 0,75 Prozent heruntergesetzt. Das ist das tiefste Niveau seit die Notenbank im Jahr 1999 ihre aktuelle geldpolitische Strategie eingeführt hat. Eine Zinssenkung außer der Reihe ist für die Währungshüter ein ungewöhnlicher Schritt: Letztmalig geschah dies im Jahr 2008 während der Finanzkrise.

Südkoreas Präsident Moon Jae In äußerte sich unterdessen optimistisch: Er sei "zunehmend zuversichtlich", dass das Land den Virus-Ausbruch überwinde. Die Zahl der festgestellten Neuinfektionen nimmt in Südkorea kontinuierlich ab.

rtr