Nun ist der Brexit vollzogen. Ob er - wie man in Brüssel unkt - ein weiterer Schritt zur Selbstdemontage der einstigen Weltmacht ist oder - wie die EU-Skeptiker erhoffen - die Briten nun wieder zu neuer Hochform auflaufen, ist noch nicht ausgemacht. Für die Deutschen ist es so oder so ein trauriges Ereignis: Es geht ein Bundesgenosse in Sachen Marktwirtschaft und ein Nettozahler von Bord. Das kurz vor Weihnachten geschlossene Abkommen sorgt zumindest dafür, dass der Binnenmarkt in den meisten Aspekten faktisch aufrechterhalten bleibt; gleichwohl muss man zur Kenntnis nehmen, dass er um ein Achtel geschrumpft ist. Für die Zukunft verheißt das nichts Gutes.

Beat Kappeler, über viele Jahre Kolumnist der "Neuen Zürcher Zeitung", hat sich mit einem neuen Buch zu Wort gemeldet. In "Superstaat" zeichnet er die durch die außerordentlichen Maßnahmen in der Corona-Krise verstärkte "Vermachtung" nach, mit der er die allen staatlichen Institutionen innewohnende Tendenz zum Ausbau ihres Einflusses zulasten des einzelnen Bürgers beschreibt. Mit seiner Forderung nach einem schlanken Staat stellt sich Kappeler gegen den Mainstream, und deshalb sollten das Buch auch in Deutschland möglichst viele Leute lesen, um ihren Glauben an den Staat als einzige Versicherung gegen die Wechselfälle des Lebens zu erschüttern.

Eine Prognose für 2021 dürfte sich eher früher als später erfüllen: Im politischen Betrieb wird Corona nicht mehr die allererste Geige spielen, sondern man wird zu einer gewissen Normalität zurückkehren. Immerhin neunmal werden die Deutschen zur Urne gerufen - in Hessen und Niedersachsen zu Kommunalwahlen, in Baden-Württemberg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu Landtagswahlen. Und schließlich wird Ende September noch der Bundestag neu bestimmt. Hat die CDU in zehn Tagen endlich ihre Führungsfrage geklärt, könnte es sogar ein spannender Wahlkampf um inhaltliche Positionen werden.