Seit Dienstag treffen sich in Davos 3000 Manager, Politiker, Verbandsvertreter und natürlich Medienleute, um wieder einmal die Welt zu retten. Auf dem 50. Weltwirtschaftsforum geht es um eine "zusammenhaltende und nachhaltige Welt". Es war und ist viel von Klimaschutz die Rede, alles soll gerechter sein, und es werden zahlreiche blumige Ankündigungen gemacht. Erwachsene lassen sich mit Greta Thunberg fotografieren und applaudieren ihr. Nur US-Präsident Donald Trump gibt wieder einmal den Spielverderber. Wenn es nicht so ernst genommen würde in den Medien, man könnte lachen: Die Manager kommen nicht nach Davos, um die Eröffnungsrede von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen oder andere Ansprachen zu hören, sondern um untereinander Geschäfte zu machen. Das ist ihr gutes Recht, zumal es wahrscheinlich keinen effizienteren Weg gibt, 118 Milliardäre (so Bloomberg) in kürzester Zeit zu treffen. Immerhin, so berichtet die "Neue Zürcher Zeitung", kann man den Tag mit einer Meditation unter Anleitung des Yogis Jaggi Vasudev beginnen. Der hat - als Bestsellerautor Sadhguru - auch nur Geld im Kopf.
Wollen Sie sich mal wieder richtig ärgern: Beim Aufräumen des Rekorders habe ich an Neujahr eine Aufzeichnung der 3Sat-Buchzeit vom 8. Dezember angeschaut (in der Mediathek noch verfügbar). Moderator Gert Scobel diskutierte mit drei Kritikerinnen das schmale, indes auch preiswerte (sechs Euro, Reclam) Bändchen "Wie reich darf man sein? Über Gier, Neid und Gerechtigkeit" des Philosophen Christian Neuhäuser. Der fand mit seinen Thesen dort Beifall, sodass ich mir die Abhandlung gekauft habe: Abgesehen, dass es sicher unterschiedliche Auffassungen über "extravagante Lebensführung" gibt, passt mir die ganze Richtung nicht. Warum sollen ungleiche Einkommens- und Vermögensverhältnisse Wirtschaft und Gesellschaft zerstören? Und warum soll ab einer willkürlich festgesetzten Schwelle der Steuersatz auf 100 Prozent steigen? Ein Trost bleibt: Solange es noch offene Grenzen gibt, wird man diese Idee in Deutschland nicht umsetzen können.