Es sind widersprüchliche Nachrichten in diesen Tagen. Einerseits wagt Deutschland als erstes Industrieland den Ausstieg sowohl aus der Atomkraft als auch dem Betrieb von Stein- und Braunkohlekraftwerken; der Solidarpakt Kohle wird wohl um die 80 Milliarden Euro kosten, schätzt die "Frankfurter Allgemeine". Andererseits haben wir offensichtlich kein Geld, um die Verkehrsinfrastruktur zu erhalten, geschweige denn auszubauen. 2018 staute sich der Verkehr auf insgesamt 1,5 Millionen Kilometern, hat der ADAC ausgerechnet - ein neuer Rekord. Auf 459 000 Stunden summierte sich die Zeit des erzwungenen Stillstands. First things first, hieß es früher. Wo soll das Geld für die Kumpels in den Braunkohlerevieren herkommen, die demnächst ihre Arbeit verlieren sollen, wenn es noch nicht einmal reicht, Brücken zu sanieren? Heute opfern wir für den Status des "energiepolitischen Vorzeigelandes" (Bundesfinanzminister Olaf Scholz) die Wettbewerbsfähigkeit der größten Volkswirtschaft Europas. Nicht wenige Steuerzahler dürften sich mit dem "Kohlekompromiss" verkohlt fühlen.
Man solle den Briten keine "unnötigen Zugeständnisse" machen, heißt es in einem in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Papier des EU-Ministerrats. "Notfallplanungen dürfen weder die Vorteile einer Mitgliedschaft in der Europäischen Union spiegeln noch den Bedingungen der im Austrittsvertrag vorgesehenen Übergangsperiode entsprechen." Im Klartext: Die Briten sollen bestraft werden. Treffen wird man aber vor allem die Bürger der verbleibenden 27 EU-Staaten. Denn die werden mehr bezahlen müssen, wenn britische Billigflieger keine Touristen mehr von deutschen Flughäfen auf die Kanaren oder nach Mallorca fliegen dürfen.
Nur drei Jahre nach der jüngsten Tragödie bringt der Bruch eines Rückhaltebeckens des Eisenerzförderers Vale erneut Tod und Verwüstung nach Brasilien. Der TÜV Süd hatte erst im Herbst zertifiziert. Deutsche Wertarbeit?