Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, pflegte meine Großmutter zu sagen. Wenige Tage vor dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU ist das einstige Topthema von der Agenda verschwunden. Auch ausländische Investoren, die sich lange zurückhielten, kaufen britische Aktien.
Die Nachrichtenlage wird derzeit weltweit vom Coronavirus beherrscht und liefert den Investoren hinreichend Gründe, sich nach dem Rekordlauf der vergangenen Wochen erst einmal von Aktien zu trennen. Einstweilen gewinnen sichere Häfen wie Gold. Aber wie frühere Epidemien wird auch die neue Lungenkrankheit irgendwann überstanden sein. Dann dürfte ein Augenmerk der Investoren auf der Gesundheitsbranche liegen. Weitsichtige Börsianer beschäftigen sich bereits jetzt mit diesem Feld.
Der Erste Weltkrieg hatte nicht nur Tot, Leid und Zerstörung gebracht, sondern auch eine Menge Funkgeräte hinterlassen. Statt Positionsmeldungen der eigenen und fremden Truppen zu übermitteln, dienten sie nun dem Versenden von Wirtschaftsnachrichten, Börsenkursen und Wetterberichten. Ab 1920 unternahm die Reichspost dann vom Sender Königs Wusterhausen erste Versuche zur Übertragung von Sprache und Musik, die mit einer Weihnachtsfeier ihren Höhepunkt fanden. 1920 schlug überall auf der Welt die Geburtsstunde des öffentlichen Rundfunks: "An alle", wie Lenin seine Botschaften begonnen hatte. Weil es sich "an alle" richtete, bemächtigten sich bald die staatlichen Institutionen des Rundfunks. Alfred Döblin schrieb zwar noch: "Demokratie, Dein Mund heißt Radio", aber schon bald war klar, dass sich das neue Medium zu einem maßgeblichen Propagandainstrument entwickelt. Manche Diskussion um die Wirkungen des Radios taucht heute in der Debatte über die Regulierung der sozialen Medien wieder auf. Was die Regierung Papen 1932 mit den "Rundfunkrichtlinien" bezweckte, versucht man im Internet mit dem "Netzwerkdurchsetzungsgesetz". 100 Jahre Radio - herzlichen Glückwunsch!