von Herausgeber Frank-B. Werner
Angesichts des Griechenland-Theaters gerät schnell aus dem Blick, dass es auch
sonst in der Eurozone nicht überall zum Besten bestellt ist. Endlich hat nun auch
die Europäische Zentralbank einmal Position bezogen. Deren Chefvolkswirt, Peter
Praet, warnte dieser Tage vor einem Scheitern des gewaltigen Anleiheaufkaufprogramms:
"Das vielleicht größte Risiko, dem wir mit unseren neuen Maßnahmen gegenüberstehen,
ist, dass sie auf unfruchtbaren Boden fallen, weil die Regierungen
nicht genug tun, um die Zuversicht in die Zukunft zu erhöhen." Die Länder müssten
unnötige Bürokratie abbauen, die strukturelle Arbeitslosigkeit angehen und die
Produktivität
erhöhen. Es wäre schön, es hörte ihm jemand zu. Bisher sieht es eher
nach "Weiter so" aus.
Am Montag flatterte den Redaktionen eine Pressemeldung der bei den Senatswahlen
in Hamburg wiedererstarkten FDP auf die Schreibtische: "Der Bundesvorstand der
Freien Demokratischen Partei hat auf seiner Sitzung am 16. Februar beschlossen:
Deutschland braucht eine neue Gründerkultur." Dass Gründer gefördert werden, ist
ein löbliches Ziel, indes nicht durch Beschluss zu erreichen. Gleichwohl sind die 35
Punkte, mit der die FDP den Gründerstandort Deutschland revitalisieren will, in
jeder Hinsicht unterstützenswert.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel will aus der Not der Anleger eine ordnungspolitische
Tugend machen. Wie die "Welt am Sonntag" berichtet, plant der
SPD-Vorsitzende eine Teilprivatisierung der deutschen Infrastruktur. Private und institutionelle
Investoren könnten sich dann im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften
über Fonds an Straßen, Brücken, Häfen und Schulen beteiligen und würden
entweder Zinsen erhalten oder an Nutzungsentgelten beteiligt werden. Trotz
der gegenwärtigen Möglichkeit der öffentlichen Hand, sich quasi zum Nulltarif zu
verschulden, ist das eine gute Idee. Deutschland fällt es leichter, ein ausgeglichenes
Budget beizubehalten, und die Anleger haben wenigstens kleine sichere Erträge.