von Herausgeber Frank-B. Werner

Vor 25 Jahren revolutionierte das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop unsere Wahrnehmung der Welt. Seitdem schauen wir - so weit es sich um Magazine, Zeitungen, Filme und Webseiten handelt - überwiegend in faltenfreie Gesichter, stahlblaue Säuglingsaugen, wolkenlose Himmel, auf knackige Gesäße, sattgrüne Wiesen und makellose Erdbeeren. Die Bildbearbeiter erschaffen uns in Medien und Werbung eine eigene, schönere Welt. Klar, dass die Enttäuschung beim Kontakt mit der Realität groß ist. An den Börsen scheinen die Anleger im Übrigen auch gerade mit einer Art Photoshop unterwegs zu sein. Ganz gleich, ob Griechenland-Schwierigkeiten oder Ukraine-Krise - sie wollen nur die beste aller Welten sehen.

Der Wirtschaftsminister nimmt seinen Job mittlerweile richtig ernst. Am Montag dieser Woche überraschte er ein paar Hundert Gäste im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin mit dem Satz: "Mir wird zu viel über Chlorhühnchen und zu wenig über die geopolitische Bedeutung diskutiert." Damit outete sich Sigmar Gabriel als Verfechter des transatlantischen Abkommens über Freihandel und Investitionsfreiheit. Es wurde allmählich Zeit.

Bislang waren Sie von uns in jeder Ausgabe die Präsentation einer "Anleihe der Woche" gewohnt. Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank hat nun dazu geführt, dass die Zahl der Anleihen mit einem vertretbaren Chance- Risiko-Verhältnis so klein geworden ist, dass wir uns nicht vorstellen können, diese Rubrik in der gewohnten Form auf Dauer fortzusetzen. Deshalb werden wir Ihnen stattdessen künftig an diesem Platz (in dieser Ausgabe auf Seite 26) eine "Zinsidee der Woche" vorstellen. Damit kommen nun auch ausschüttende Fonds und strukturierte Produkte infrage. Bei diesen achten wir selbstverständlich ebenfalls auf ein ausgewogenes Verhältnis von Chance und Risiko und hoffen, dass diese Änderung auf Ihr Einverständnis trifft. Weiter viel Erfolg an den Märkten wünscht Ihnen Ihr

Frank-B. Werner