Meist wird die politische Unsicherheit als Begründung angeführt. Seit knapp zwei Wochen haben wir eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, was damit gemeint ist. Russlands Präsident Wladimir Putin hat einen Angriffskrieg befohlen und damit den Traum von einem friedlichen Europa zerstört. Ob er selbst allen Ernstes an seinen fadenscheinigen Vorwand glaubt, die Ukraine, die EU und die NATO seien eine Bedrohung für Russland?
Unterdessen versinkt sein eigenes Land im Chaos. Die Sanktionen greifen, der Rubel und Moskaus Börse befinden sich im freien Fall. Investoren ziehen sich reihenweise zurück. Nicht nur Fußball-Zweitligist Schalke 04 hat die Zusammenarbeit mit Gazprom beendet, auch Shell kehrt dem Staatskonzern den Rücken, obwohl das Abschreibungen in Milliardenhöhe bedeutet. BP will seinen 19,75-Prozent-Anteil an Rosneft abstoßen, falls Putin den Briten nicht mit einer Enteignung zuvorkommt. Ein durchaus realistisches Szenario, meinen Analysten. Undenkbar ist nichts in diesen Tagen.
Das führt die zweifelhafte Weisheit "Politische Börsen haben kurze Beine" ad absurdum. Die Auswirkungen politischer (Fehl-)Entscheidungen können lang und schmerzhaft sein. Ein Grund mehr, Aktien aus Unrechtsstaaten mit einem gesunden Maß an Skepsis zu betrachten. China hat mit den Gängelungsmaßnahmen gegen die Internetkonzerne Alibaba und Tencent bereits gezeigt, dass totalitär geführte Länder kein verlässliches Umfeld für Investoren bieten. Demokratie ist ein hohes Gut. Gerade für Aktionäre. Wie es mit russischen Aktien weitergeht und wie Sie im Umfeld von Krieg und Chaos agieren können, lesen Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 12.