von Herausgeber Frank-B. Werner

Wie es der Zufall so wollte, fand der traditionelle Banken- und Unternehmerabend der Deutschen Bundesbank, Hauptverwaltung Bayern, just am ersten Tag des Anleiheaufkaufprogramms der Europäischen Zentralbank statt. Und so ließ es sich Alois Müller, sozusagen der bayerische Statthalter der Währungshüter, nicht nehmen, in seiner Begrüßung ein paar Seitenhiebe in Richtung Mario Draghi auszuteilen. So sei die Deflationsgefahr übertrieben, konstatierte Müller, weil die Ursache der sinkenden Preise einerseits der starke Verfall der Ölpreise sei und andererseits erwünschter Begleiteffekt der Anpassungsprozesse in den Problemländern. Das Anleihekaufprogramm sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht nur überflüssig, sondern berge zudem das Risiko, dass die Strukturanpassungen ins Stocken gerieten.

In Berlin spricht es sich allmählich herum: Übertriebener Anlegerschutz schützt nicht, sondern schadet. Aufgrund hoher Haftungsrisiken und enormer Bürokratiekosten (Stichwort Beratungsprotokoll) vermindern immer mehr Banken und Sparkassen ihr Wertpapierberatungsangebot oder führen hohe Schwellenwerte ein. So werden Millionen Bürger, die in der Nullzinsfalle stecken und denen Wissen und Lust fürs Selberkümmern fehlen, von einem seriösen Zugang zum Wertpapiergeschäft ausgeschlossen.

Die unendliche Geschichte um die Hypo Alpe Adria produziert weitere Kollateralschäden in Deutschland. Weil sich das österreichische Finanzministerium sehr unklar äußert, ob es die Verpflichtungen der im Staatsbesitz befindlichen Nachfolgebank der skandalgeschüttelten Kärtner Bank erfüllen will, und erst einmal ein Moratorium verhängt wurde, muss die in die Privatisierung strebende Deutsche Pfandbriefbank 120 Millionen Euro Wertberichtigungen bilden, die mehr als zwei Drittel des Jahresgewinns vernichtet haben. Das Verhalten der Österreicher ist befremdlich, torpedieren sie doch ihre eigene Kreditfähigkeit. Wer leiht einem Rechtsbrecher in Zukunft noch Geld?