Der Ausgang der Landtagswahlen hat für den Urnengang im September drei Erkenntnisse gebracht. Die These, ohne die Union lasse sich nicht regieren, ist überholt. In Rheinland-Pfalz wird die bisherige Ampelkoalition weitermachen, in Baden-Württemberg ist neben schwarz-grün nun auch die Ampel möglich. Das muss Armin Laschet und Markus Söder beunruhigen. Wer Kanzlerkandidat der Union wird, wird nicht automatisch Kanzler. Die überzeugenden Ergebnisse von Marie-Luise Dreyer in Mainz und Winfried Kretschmann in Stuttgart haben zudem gezeigt, wie wenig es den Wählern um Programme geht. Sie wollen von Pragmatikern regiert werden: Klimaschutz ja, aber ohne die Zerstörung der Autoindustrie, Ansteckungsschutz ja, aber ohne Ausblenden der Lockdown-Nebenwirkungen. Maß und Mitte, dies die dritte Erkenntnis, sollten von gutem Handwerk begleitet werden. Leute, die - allein auf weiter Flur - für das Zigarettenholen während der Ausgangssperre hohe Ordnungsgelder kassierten, haben kein Verständnis, wenn die Auszahlung der Lockdown- Entschädigungen, die Beschaffung von Impfstoff und der Aufbau eines Testregimes nicht funktionieren. Will die Union die Kurve noch nehmen, sollte Angela Merkel das Kabinett umbilden und die beiden Minister, denen - ob zu Recht oder zu Unrecht - die Pannen angekreidet werden, auswechseln. Nur ohne Jens Spahn und Peter Altmaier hat die Union noch eine Chance.
Was David Cameron anfasst, bringt kein Glück. Der Ex-Premier, der das Vereinigte Königreich in die Brexit-Volksabstimmung führte, verdingte sich zuletzt als Berater der inzwischen geschlossenen Greensill Bank. Noch eine Pleite.
Lange hieß es, die deutsche Automobilindustrie habe den Anschluss verloren. Tesla sei das Maß aller Dinge. An der Börse zeichnet sich gerade eine Trendwende ab. Während die Amerikaner über die vergangenen Wochen mehr als 20 Prozent ihrer Marktkapitalisierung einbüßten, haben Volkswagen und Daimler seit Jahresanfang um ein Viertel zugelegt.