Mit dem Nachdenken über die Lockerung der Kontaktbeschränkungen hat auch das Nachdenken über die Frage begonnen, wer eigentlich die Kosten der gigantischen Hilfsprogramme tragen wird. Für die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken ist die Sache klar: Sie hat einen Vorschlag der Linken aufgegriffen und verweist auf Artikel 106 Grundgesetz. Dort ist neben Ergänzungsabgaben wie dem Soli auch von einer einmaligen Vermögensabgabe und Abgaben zur Finanzierung eines Lastenausgleichs die Rede. "Wir werden eine faire Lastenverteilung brauchen - und die kann für die SPD nur so aussehen, dass sich die starken Schultern in Deutschland auch stark beteiligen", so Esken. Damit verengt sie das Thema auf eine Arm-Reich-Debatte. Es drängt sich auch ein anderer Blickwinkel auf. Mit dem Shutdown eines Großteils der Wirtschaft sollten und sollen insbesondere alte Menschen und Vorerkrankte - die Hochrisikogruppen - geschützt werden. Die Lasten tragen alle, die statt ihres vollen Lohns jetzt nur Kurzarbeitergeld beziehen, und alle Unternehmen und Selbstständigen, deren Geschäfte geschlossen sind (und vielleicht für immer bleiben). Während die Bezieher von Renten und Pensionen nach wie vor ungeschmälert ihre monatlichen Zahlungen erhalten, bleiben die Jungen also auf den Kosten sitzen. Vor diesem Hintergrund hat niemand Verständnis für die Rentenerhöhung zum 1. Juli, die ja auch von den Jungen, den aktiven Beitragszahlern, beziehungsweise aus Steuermitteln finanziert werden muss. Auch die Alten müssen solidarisch sein.
Mit der Ankündigung von Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, nach Ostern zur Normalität zurückzukehren - und der Zuversicht, dass Deutschland bald folgen wird -, zeichnet sich ab, dass es zwar zu einer schweren Rezession, aber nicht zu einer mehrjährigen Depression kommen wird. Eine Rezession ist natürlich auch nicht schön, aber sie dauert in der Regel nur ein paar Monate; die Aktienkurse könnten die Erholung schon bald vorwegnehmen.