Notizzettel zur Ausgabe 16/2015: Aktien sind keine Medizin
· Börse Online Redaktionvon Herausgeber Frank-B. Werner
Heiko Maas, der Bundesminister für Justiz und Verbraucherschutz, will den Dialog, den seine Beamten mit Banken und Sparkassen in Sachen Beratungsprotokoll führen, intensivieren. Offensichtlich hat sich mittlerweile bis nach Berlin herumgesprochen, dass die zum Schutz der Sparer und Anleger von Maas’ Vorgängerin Ilse Aigner eingeführte Protokollierungspflicht der Beratungsgespräche das ziemliche Gegenteil der guten Absicht erreicht haben - es wird nicht besser, sondern weniger beraten. Zu verdenken ist das den Anbietern von Finanzdienstleistungen nicht. Schließlich ist die Erstellung der Protokolle kompliziert und deshalb teuer. Kleinere Banken und Sparkassen scheuen zudem die erhöhten Haftungsrisiken. Die fatale Folge insbesondere in Nullzinszeiten: Aktien, viele Fonds und Zertifikate kommen in der Wertpapierberatung nicht mehr vor. Wer nicht wie ein BÖRSE ONLINE-Leser gut informiert ist und seine Entscheidungen selbst treffen kann, wird so von den renditestarken Segmenten der Finanzmärkte qua Regulierung praktisch ausgeschlossen. Als Ziel hat Maas formuliert, Kunden und Finanzdienstleistern mit einer praktikableren Lösung einen Ausweg aus dem Dilemma zu weisen. Vielleicht sollte er den Bürgern mehr zutrauen und sich lieber Gedanken über eine Abschaffung machen. Aktien sind doch keine verschreibungspflichtige Medizin.
"Wird es in Zukunft ein berufsständisches Versorgungswerk für Crowdworker geben? Oder krempeln wir die 125 Jahre alte gesetzliche Rentenversicherung um und öffnen sie für Solo-Selbstständige?" Das fragt Bundesarbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles im Politikmagazin "Cicero", und bei allen, die sich bislang der gesetzlichen Rentenversicherung entziehen konnten, sollten jetzt die Alarmglocken läuten. Das Umlageverfahren - die Bezüge der Rentner werden aus den Beiträgen der Aktiven bezahlt - braucht angesichts des demografischen Wandels dringend neue Beitragszahler. Selbstständige, die das Glück haben, ihre Altersvorsorge in Einrichtungen mit Kapitaldeckung zu organisieren, wecken da natürlich Begehrlichkeiten.