von Herausgeber Frank-B. Werner
Das Treffen der größten Ölförderländer am vergangenen Wochenende in Katar ist grandios gescheitert. Saudi-Arabien wollte durchsetzen, dass sich der Iran - seit Kurzem unbelastet von Sanktionen - an der geplanten Drosselung der Produktion beteiligt. Doch die Iraner wollen erst einmal die Kasse füllen; trotz des globalen Überangebots und des daraus resultierenden Preisrückgangs. Für alle in der Ölindustrie ist das ärgerlich. Für alle Verbraucher ist es eine gute Nachricht. Bleibt die OPEC zerstritten, bleibt unsere Kaufkraft stabil.
Das ist die eine Theorie: Zentralbanken senken die Leitzinsen, wenn sie wollen, dass weniger gespart und mehr konsumiert und investiert wird. Kritiker der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank halten mit einer anderen Theorie dagegen: Haushalte müssten nun mehr sparen als zuvor, um sich in der Zukunft ein gewisses Wohlstandsniveau zu erhalten. Wegen der niedrigen Zinsen falle der Vermögenszuwachs nicht mehr so stark aus wie angenommen. In der Tat sind die Sparquoten in den vergangenen zwei Jahren um einen Prozentpunkt gestiegen - also genau seit Einführung negativer Einlagenzinsen durch die EZB. Ein belastbarer Beleg? Eine höhere Sparquote kann sich auch ergeben, wenn die Realeinkommen stark steigen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die höheren Realeinkommen daraus resultieren, dass die Inflation niedriger ist als erwartet. Auch dann erhöht sich für eine gewisse Zeit die Sparquote. Der Einbruch der Rohstoffpreise ist solch eine positive Überraschung gewesen. Versuchen wir es einstweilen mit einem Theorien-Mix.
Die am Sonntag in Brasiliens Unterhaus in der Abstimmung um die Eröffnung eines Amtsenthebungsverfahrens unterlegene Präsidentin Dilma Rousseff lehnt einen Rücktritt und anschließende Neuwahlen weiter ab. In einer im Fernsehen übertragenen Rede sagte sie, dem Absetzungsverfahren fehle die rechtliche Grundlage, sie werde weiter um ihr Amt kämpfen. Wenn sich dieser Kampf dem Ende zuneigt, sollten Anleger in den Startlöchern sitzen.