So etwas hat es wahrscheinlich auch noch nie gegeben: Die Mehrzahl der Schüler sehnt sich in den letzten Tagen der Osterferien nach einem Wiederbeginn des Unterrichts. Noch wird indes über den Fahrplan zur Normalisierung des Alltags nach dem Corona-Shutdown diskutiert - und längst ist nicht klar, wie viel Normalität die "Normalisierung" tatsächlich bringen wird. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat zu Ostern die Marschrichtung vorgegeben. Sein Leitsatz: "Der Schutz der Gesundheit und der Wirtschaft stehen nicht im Widerspruch." Es wird also in den kommenden Wochen und Monaten darum gehen, unter Beachtung bestimmter, immer wieder vor dem Hintergrund der fortschreitenden Immunisierung der Bevölkerung auf ihre Angemessenheit zu überprüfender Schutzvorschriften mehr und mehr wirtschaftliche Aktivität zuzulassen. Je schneller das geht, desto besser für die Erholung aus der Rezession und damit auch für die Börse.
Geschwindigkeit und Ausmaß der Ausschläge, die derzeit an den Märkten zu beobachten sind, reflektieren einmal mehr die beiden Triebfedern der Börse: Gier und Angst. Seit den Tiefstständen am 23. März haben manche Märkte schon wieder um ein Drittel zugelegt. Es gibt offensichtlich viele Anleger, die nichts verpassen wollen und angesichts der gigantischen fiskal- und geldpolitischen Programme in aller Welt davon ausgehen, dass sich die Wirtschaft schnell wieder erholen wird und keine dauerhaften Schäden durch den Lockdown entstehen werden. Wer diesem Szenario folgt, muss allerdings gute Nerven haben, denn dem einen oder andern dürften in den kommenden Wochen noch einmal Zweifel kommen. Zweifel an den Bewertungen werden sich zum Beispiel in der jetzt beginnenden Berichtssaison für das erste Quartal erheben. Die Vorstände werden ziemlich düstere Prognosen abgeben, um Erwartungsmanagement zu betreiben. Am Ende will jeder auf der sicheren Seite stehen, und positive Überraschungen werden niemandem übelgenommen.