In der vergangenen Woche haben Gründer und Finanzinvestoren der größten Kryptobörse der USA Kasse gemacht. Zwischenzeitlich wurde ihr Unternehmen mit mehr als 100 Milliarden Dollar bewertet, dem 14-Fachen der für dieses Jahr erwarteten Erlöse, 40 Prozent mehr als die Muttergesellschaft der New York Stock Exchange. Was ist da los? 80 Prozent des Umsatzes erzielt Coinbase mit dem Handel von Bitcoin, dessen Kurs am vergangenen Wochenende um 15 Prozent einbrach. Mit Coinbase würde der Bitcoin jetzt erwachsen, heißt es. Da er so stark stieg, sei Coinbase so viel wert. Ein Zirkelschluss.

Ein Fehlschluss passierte vielen Anlegern beim Investitionsmodell von Bernard Lawrence "Bernie" Madoff, der jetzt im Gefängnis knapp 83-jährig starb. Er prahlte nicht mit beeindruckenden Spekulationserträgen, sondern glänzte - auf dem Papier - mit überraschend geringen Wertschwankungen. Das führte dazu, dass auch bekannte Persönlichkeiten wie Elie Wiesel oder eine von Steven Spielberg finanzierte Wohltätigkeitsorganisation ihm Geld anvertrauten. Allerdings legte er die Mittel nicht an den Märkten an, sondern dotierte versprochene Erträge mit den neu hereinkommenden Mitteln. Auch große Geldhäuser wie Banco Santander oder HSBC verloren Milliarden. Bei Family Offices und Spezialfonds in Deutschland war es rund eine Milliarde Euro.

Nun ist sie es: Annalena Charlotte Alma Baerbock wird die Grünen als Kanzlerkandidatin in den Bundestagswahlkampf führen. Im Gegensatz zur Union ist die Kür völlig geräuschlos verlaufen. Das nehmen die Leute als angenehm und professionell wahr. Doch die Schlacht ist noch nicht geschlagen. Bis die Wähler Ende September ihre Kreuzchen setzen, wird die Auseinandersetzung Laschet/Söder vergessen sein, und es wird wieder stärker um Inhalte, Regierungserfahrung und die Geschichten drumherum gehen. Zum Beispiel: Wie glaubwürdig ist eine Kandidatin, die das Thema Klima bewirtschaftet und deren Mann als Lobbyist für die Deutsche Post DHL in Berlin sein Geld verdient?