Noch fahren die Börsenkurse Zickzack, aber per saldo haben sie sich kräftig von ihren Tiefs erholt. Einmal mehr erweisen sich die Finanzmärkte als guter Frühindikator; denn als in den Medien noch von der Gefahr verstopfter Krankenhäuser und dem Heraufziehen einer zweiten Ansteckungswelle gesprochen wurde, hatten die Marktteilnehmer schon gemerkt, dass sich mit den weltweiten Lockdowns die Infektionsraten dramatisch reduzierten und auch die Gesundheitssysteme, von lokalen Ausnahmen abgesehen, relativ gut funktionierten. Während es nach der Lehman-Pleite sechs Monate bergab ging, bis die Wende kam, haben wir sie dieses Mal bereits nach wenigen Wochen erlebt. Die entscheidende Frage ist nun, wie lange sich die Krise auf die Realwirtschaft auswirkt. Deshalb ist eine möglichst schnelle Aufhebung der Res triktionen so wichtig. Bleibt es bei der Beschränkung des starken Einbruchs auf rund acht Wochen, sollte eine Reparatur möglich sein. An den Börsen spricht dann nichts mehr gegen die erhoffte V-förmige Erholung - wenn sie auch zwischendurch wie ein Wurzelzeichen aussehen könnte.
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Anleihekaufprogrammen der Europäischen Zentralbank gibt Anlass, noch einmal über die EU und den Euro nachzudenken. "Die vergangene Entwicklung eines stetigen Machtzuwachses der immer engeren Union muss überdacht werden", fordern die Professoren Gregor Kirchhof und Andreas Rödder in der "Neuen Zürcher Zeitung". Und: "Gegenüber linken und rechten Phantasien eines breiten umverteilenden Staates ist gerade nach der Bewältigung der Pandemie für eine starke, aber schlanke öffentliche Hand zu streiten." Da haben sie recht.
Die Autobranche fordert Kaufprämien, die Politik möchte sie mit Umweltstandards verbinden. Wie problematisch das ist, zeigen die Messwerte aus vielen deutschen Großstädten. Der Lockdown-bedingte Rückgang des Verkehrsaufkommens hat keine entsprechende Reduktion der Schadstoffe gebracht.