Selbst im Europawahlkampf ist hin und wieder davon die Rede: Die Digitalisierung sei zwar eine gute Sache, wir müssten uns aber schon in naher Zukunft auf eine massive Arbeitslosigkeit einrichten. Der Ökonom Thomas Straubhaar fordert deshalb einen "präventiven Sozialstaat"; auch die Mehrzahl der Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens stützen sich auf die Hypothese, dass die Digitalisierung und die damit einhergehende Automatisierung zu einem massiven Anstieg der Erwerbslosigkeit führen werde. Dabei wird übersehen, dass die Automatisierung ein altes Phänomen ist. Und sie war nie von Massenarbeitslosigkeit, sondern im Gegenteil von einer Zunahme des Arbeitsvolumens begleitet.
Für den Einzelnen bedeutete das vielfach eine dramatische Veränderung seiner Lebensumstände. Berufsbilder verschwanden, aber ganz neue - und mehr - entstanden. Am stärksten war der Wandel in der Landwirtschaft, in der zwei Drittel der Beschäftigten zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihr Brot verdienten. Heute sind es keine drei Prozent mehr. Dafür gelang der Wandel zur Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft. Warum sollte uns das mit der Digitalisierung nicht glücken? Die Angst vor Massenarbeitslosigkeit widerspricht jedenfalls jeder Erfahrung.
Offensichtlich haben viele Anleger den Prospekt zum Börsengang des Transportdienstleisters Uber nicht nur gelesen, sondern auch beherzigt. Jedenfalls fiel der Kurs des wohl wichtigsten Börsengangs seit Facebook am ersten Handelstag um sieben Prozent. Liest man die Warnungen, hält man die Bewertung von gut 70 Milliarden Euro angesichts eines Verlusts von 3,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr immer noch für aberwitzig. So heißt es da unter anderem: "Die Branchen für persönliche Mobilität, Mahlzeitenlieferung und Logistik sind sehr wettbewerbsintensiv. Die Eintrittsbarrieren sind niedrig, ebenso die Wechselkosten. Wir gehen davon aus, dass unsere Betriebskosten in absehbarer Zeit noch deutlich steigen werden. Möglicherweise kommen wir nie in die Gewinnzone." Dem ist nichts hinzuzufügen.