von Herausgeber Frank-B. Werner

Es ist eine unendliche Peinlichkeit. Die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens bis Ende 2017 sei "immer noch das Ziel", erklärte der Regierende Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafengesellschaft, Michael Müller, am vergangenen Donnerstag im Berliner Abgeordnetenhaus, "aber es wird von Tag zu Tag schwieriger". Wie bitte? Die Baukosten sind von gut einer auf mittlerweile sechs Milliarden Euro explodiert, die Eröffnung, zu der erstmals für den 24. Mai 2012 eingeladen wurde, verzögert sich um Jahre. Was soll man in der Welt von deutscher Ingenieurskunst halten?

In einer guten Woche wird in Paris mit dem Spiel Frankreich gegen Rumänien die Fußball-Europameisterschaft angestoßen. Präsident François Hollande hat bis dahin allerdings noch eine Menge zu tun. Denn das Land ist in Aufruhr. Die radikaleren unter der Vielzahl der im Land vertretenen Gewerkschaften blockieren Stromversorgung und Flugverkehr und wollen so ihrer Forderung Nachdruck verleihen, die Arbeitsmarktreformen der Regierung zu kippen. Für den Präsidenten steht mehr als der reibungslose Ablauf des Fußball- Großereignisses auf dem Spiel. Sowohl die Proteste als auch ein Nachgeben bei dem Reformvorhaben bringen den beginnenden Aufschwung in Gefahr.

Im Moment haben Contrarians, also Investoren, die sich gegen die Mehrheitsmeinung stellen, Oberwasser. Zwei Beispiele: Als der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl der Nordseesorte Brent im Januar nur noch 27 Dollar kostete, lauteten die Mehrheitsprognosen auf einen noch weiteren Verfall auf 20 Dollar und darunter. Nun notierte Brent am Ende der vergangenen Woche erstmals wieder bei 50 Dollar. Und noch ein Toter ist auferstanden: Mussten im Februar noch 91 Rubel für einen Euro auf den Tisch gelegt werden, so notiert die russische Währung jetzt knapp über 70 Rubel - eine Verbesserung um rund 20 Prozent. Bis zum Stand des Jahres 2014 (46 Rubel) ist es zwar noch eine ordentliche Strecke, aber auch hier lagen die Contrarians richtig.