von Herausgeber Frank-B. Werner
Für Angela Merkel könnte es kaum besser laufen. Im zweiten Quartal stieg die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland um 1,5 Prozent auf 44,2 Millionen - und damit auf den höchsten je gemessenen Wert. Diese Entwicklung stützt sich auf fast alle Wirtschaftszweige, und anders als es Linke und SPD im Wahlkampf gern glauben machen wollen, sind es überwiegend sozialversicherungspflichtige Vollerwerbsstellen, die geschaffen werden - und nicht prekäre Arbeitsverhältnisse. Wer aber in Lohn und Brot ist, sieht wenig Notwendigkeit einer politischen Veränderung. So kann die Kanzlerin dem Wahltermin entspannt entgegensehen. Wenn sie Glück hat, reicht es sogar für Schwarz-Gelb.
Im neueren Werbesprech nennt sich das "Content-Marketing": Mit Inhalten (Content) macht ein Unternehmen auf sich und seine Produkte und Dienstleistungen aufmerksam. In der Finanzbranche ist das ein alter Hut: Broker (also Unternehmen, die für Dritte Wertpapiere kaufen und verkaufen) versorgten ihre institutionelle Kundschaft schon immer kostenlos mit Research (also Content) über volkswirtschaftliche Entwicklungen, die Politik der Notenbanken und insbesondere mit Studien zu den Aussichten von Unternehmen. Fand dieser Content bei den Kunden Beachtung und leiteten diese daraus eine Anlageentscheidung ab, wickelten sie ihre Order über den Broker ab, der ihnen die Idee gegeben hatte. Eine einfache Sache eigentlich. Wer die besseren Ideen lieferte, machte mehr Geschäft und stand für eine differenzierbare Dienstleistung nicht so unter Preisdruck. Dieses Content-Marketing wird mit der zum 1. Januar in Kraft tretenden Finanzmarktregulierung (MIFID 2) verboten sein. Kapitalsammelstellen wie Fonds oder Versicherungen müssen künftig für das Research bezahlen. Damit soll wohl verhindert werden, dass sie sich verpflichtet fühlen, beim Lieferanten einer Idee gegebenenfalls hohe Abwicklungsgebühren zu zahlen. Findet der Wettbewerb beim Wertpapierhandel indes nur noch über den Preis statt, wird sich früher oder später ein Monopol herausbilden. Das ist nicht im Sinne der Kunden.