Der Basiseffekt des ersten Lockdowns ist - ein Jahr später - ausgelaufen. Es spricht deshalb viel dafür, dass der Höhepunkt des Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal überschritten wurde. Es sollte also keine Überraschung sein, wenn im dritten Quartal die Gewinne der Unternehmen nicht mehr so stark steigen wie noch im zweiten Vierteljahr, als zum Beispiel in den USA 87 Prozent der Firmen die Schätzungen der Analysten übertrafen. Während sich die Investoren mittlerweile darauf eingestellt haben, spüren sie in Hinblick auf die Geldpolitik der Notenbanken zunehmende Verunsicherung. Sollten die Amerikaner angesichts der stark gestiegenen Inflationsrate demnächst auf die Bremse treten, würde es an den Börsen kurzfristig ungemütlich. Den einen oder anderen Put zur Depotabsicherung sollte man sich ruhig leisten.
Erste Aufschlüsse über die künftige Ausrichtung der US-Geldpolitik dürfte das am Donnerstag in Jackson Hole am Fuße der Rocky Mountains beginnende Fed-Symposium geben. Besonders aus der Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Freitagabend unserer Zeit sollte sich eine Konkretisierung über den Zeitplan des Zurückfahrens der Anleihekäufe ergeben. Pflichttermin für Anleger.
Viereinhalb Wochen vor der Bundestagswahl werden wir praktisch täglich mit Umfrageergebnissen behelligt. Eines davon ist völlig überflüssig: Olaf Scholz sei der beliebteste Spitzenkandidat, wenn die Deutschen den Kanzler direkt wählen dürften. Können sie aber nicht. Die Mitglieder des Bundestages wählen den Kandidaten einer durch viele schmerzhafte Kompromisse gebildeten Koalition. Beliebt beim Wähler muss der Kanzler nicht sein. Weil es also gar nicht darauf ankommt, wen man für geeignet oder sympathisch hält, fragt man sich, warum der Frage und ihrer Beantwortung in der Berichterstattung so eine große Beachtung geschenkt wird. Niemand wird doch aus Sympathie zu Olaf Scholz SPD wählen, wenn er weiß, dass er hinterher das von Esken, Kühnert und Walter-Borjans geschriebene Programm serviert bekommt.