von Herausgeber Frank-B. Werner
Da hat Horst Seehofer recht. Am Montag wehrte sich der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident gegen die These, der Stimmenverlust der etablierten Parteien, insbesondere das Zurückfallen der CDU hinter die AfD in Mecklenburg-Vorpommern, sei auf die Unzufriedenheit mit der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin zu erklären: Die sei nur"ein Ventil, die Problematik liegt viel tiefer", konstatierte Seehofer. Hinter dem Abstimmungsverhalten der Bürger stecke vielmehr "eine Systemkritik". In der Tat scheint es, dass die Leute auch ohne Migrationsproblematik von der Großen Koalition die Nase voll haben. Sie wollen wieder Politik mit klarer Kante anstatt vieler kleinmütiger Kompromisse. Wer dazu die Kraft aufbringt, kann sich auch bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr durchsetzen.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" veröffentlichte am Samstag eine Liste der in Deutschland einflussreichsten Ökonomen. An der Spitze steht der Züricher Professor Ernst Fehr. Den kennen Sie nicht? Das muss Sie nicht beunruhigen. In die Gesamtwertung gingen der Einfluss in Medien und Politik jeweils mit einfacher Wertung ein, der in der Wissenschaft mit doppelter. Und Fehr wird immer wieder als Kandidat für den Nobelpreis genannt. Als Verhaltensökonom könnte er sicher auch ein paar Takte zum überragenden Wahlerfolg der AfD sagen: Wenn sich Menschen benachteiligt fühlen, dann entscheiden sie nicht mehr nach Eigennutz, sondern trotzig.
Anfang der Woche wurde bekannt, dass ProSiebenSat.1 für insgesamt 100 Millionen Euro die Mehrheit an der Parship-Elite-Gruppe übernehmen wird. Die betreibt Partnerschaftsportale, erzielt im Jahr 120 Millionen Euro Umsatz und ist profitabel. Mit der zu erwartenden zusätzlichen TV-Werbung auf den Sendern von ProSiebenSat.1 können Umsatz und Gewinn gesteigert werden. Gleichwohl scheint das Wachstum begrenzt. Anders als der Verzehr von Schokoriegeln lässt sich der Konsum von Partnern nicht beliebig steigern.