Am Freitagmorgen werden wir das Ergebnis des Referendums über die Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich kennen. Für die Europäische Union beginnen dann unruhige Zeiten. Denn egal, wie die Schotten sich entscheiden, in immer mehr Regionen werden Unabhängigkeitsbestrebungen laut. Für die Kommission klingt das, was die Regierungen der einzelnen Länder beunruhigt, wie Schalmeienmusik. Eine supranationale Behörde kann ihre zentrale Regelungsanmaßung in einem Europa, das nur noch aus kleinen Regionen besteht, natürlich leichter durchsetzen als gegen starke Regierungen großer Staaten. Sie wird deshalb versucht sein, das Unabhängigkeitsstreben zu fördern. Die Regierungen der Mitgliedsländer werden dagegen Solidarität einfordern in der Verteidigung ihrer heutigen Verfasstheit. So oder so können die Brüsseler Kommissare und Beamten nur ins Fettnäpfchen treten.
Griechenland hangelt sich von Rettungspaket zu Rettungspaket, das Sozialprodukt ist in den vergangenen fünf Jahren dramatisch geschrumpft. Nun kommt am nächsten Montag noch die demütigende Umgruppierung aus dem Index der entwickelten Länder in jenen der Schwellenländer durch den Indexanbieter S & P Dow Jones hinzu. Man kann nur die Daumen drücken, dass das Land für seine Reformanstrengungen wenigstens mit Emerging-Markets-ähnlichen Wachstumsraten belohnt wird.
Das große Thema zum Wochenauftakt war die Deutung des großen Erfolgs der AfD bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Thüringen. Gänzlich in den Hintergrund rückte dabei die Deutung des spektakulären Misserfolgs der FDP - obwohl die Dinge durchaus etwas miteinander zu tun haben. Ein guter Teil der Bürger ist nicht damit einverstanden, wie die etablierten (Volks-)Parteien das Land regieren. Die AfD hat dieses Missbehagen kanalisiert. Die FDP sollte sich auf ihre einstige programmatische Klarheit besinnen. Als Partei des wirtschaftlichen Sachverstands (was durchaus einige skeptische Töne gegenüber der EU- und Europolitik der Bundesregierung einschließt) würde auch sie wieder als Alternative angesehen.