von Herausgeber Frank-B. Werner
VW-Chef Martin Winterkorn wird die Aufsichtsratssitzung an diesem Freitag nur mit einer wirklich guten Erklärung überleben. Seit Mai 2014 diskutieren die US-Aufsichtsbehörden und Volkswagen die Unterschiede zwischen den Abgaswerten im Alltag und den Daten, die sich auf den Prüfständen ergaben. Nun haben die Ingenieure zugegeben, dass sie in elf Millionen Dieselfahrzeugen manipulierende Software verbauten. Ob die Konzernspitze das nur gedeckt oder sogar angeordnet hat oder ihren Laden so wenig im Griff hat, dass Mitarbeiter Entscheidungen treffen können, die gegen Recht und Moral verstoßen - alles ist für den Vorstandsvorsitzenden gleichermaßen verheerend. Und er ist nicht der einzige in Wolfsburg, dessen Thron wackelt.
Das ist eine optimistische These: "Viele Flüchtlinge werden eines Tages die Rente für die heutige Erwerbsgeneration zahlen", lässt sich SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann vernehmen. Damit es überhaupt eine Aussicht gibt, dass das je passiert, sollte die Regierung erst einmal die Vorrangprüfung, den Mindestlohn, die Arbeitsstättenverordnung und die geplanten und bestehenden Erschwernisse bei Zeitarbeit und Werkverträgen aus dem Weg räumen.
In großer Betroffenheit muss ich Sie heute vom Tod unseres langjährigen Redakteurs Michael H. Schulz unterrichten. Schulz, Jahrgang 1970, starb am vergangenen Sonntag nach kurzer, heftiger Krankheit. Er stieß 2005 von der Verlagsgruppe Handelsblatt zu uns und bearbeitete Fragen zu Steuern, Versicherungen, Immobilien und seinem Steckenpferd, dem grauen Kapitalmarkt. In der Recherche stets penibel, in der Darstellung gleichwohl anschaulich, bot er seinen Lesern nicht nur großen Nutzwert, sondern bewahrte sie auch vor zweifelhaften Anlagen. Noch im April hatte er für eine dieser Geschichten den DDV-Journalistenpreis in der Kategorie Print gewonnen. Michael Schulz, nicht nur ein gewissenhafter Mitarbeiter, sondern auch ein freundlicher Kollege mit einem ganz eigenen, hintersinnigen Humor, hinterlässt im Finanzen Verlag eine große Lücke. Unsere Gedanken sind bei seiner Lebensgefährtin.