So wie es aussieht, wird die Weihnachtsansprache nicht mehr von Angela Merkel gehalten. Die Sondierungsgespräche der möglichen Koalitionspartner haben sich zum Speed-Dating entwickelt; die Koalitionsverhandlungen wer- den demnächst beginnen. Ob Ampel oder Jamaika werden FDP und Grüne unter sich ausmachen. Börsianer können mit beiden Bündnissen gut leben.

Zum Auftakt der Woche machten die Medien einen großen Wirbel um die sogenannten "Pandora Papers". In diesen durchgestochenen Unterlagen aus 14 Kanzleien rund um die Welt werden unter anderem 35 amtierende und ehemalige Staatsführer belastet. Aus Deutschland, der Schweiz und Öster- reich findet sich niemand auf der Liste; dass viele Despoten dort auftauchen, ist keine Überraschung. Namen wie der frühere britische Premier Tony Blair oder der amtierende tschechische Regierungschef Andrej Babiš sollen dem Publikum dagegen investigative Relevanz vorgaukeln. Tatsächlich müssen auch die Verfasser einräumen, dass der Immobilienerwerb über eine in einem steuergünstigen Land residierende Gesellschaft völlig legal ist.

Am Sonntag ist 78-jährig eine der letzten schillernden Unternehmerfiguren des vergangenen Jahrhunderts gestorben. Bernard Tapie stammte aus einfachsten Verhältnissen, wuchs am Stadtrand von Paris auf, sang zunächst mit mäßigem Erfolg Schlager und versuchte sich als Formel-3-Pilot, bevor er an der Haustüre Fernsehapparate verkaufte. Dann begann er, kriselnde Familien- betriebe aufzukaufen, die er nach einer Sanierung meist mit hohem Gewinn wieder verkaufte. Die Objekte seiner Kauflust wurden größer, Tapie wurde ein internationaler Player, der in Deutschland mit dem Ewerb der Aktienmehrheit von Adidas bekannt wurde. Die 1980er gingen als "Années Tapie" in die französische Wirtschaftsgeschichte ein. 1992 wurde er Minister unter Mitterrand, musste dann aber ins Gefängnis als bekannt geworden war, dass er als Präsident von Olympique Marseille gegnerische Spieler bestochen hatte.