Zu den heftigsten Kritikern des Dividendenverbots der Europäischen Zentralbank gehören die großen französischen Geldhäuser. So schimpfte Lorenzo Bini Smaghi, Chef der Société Générale, in der vergangenen Woche, die Finanzbranche werde früher oder später "uninvestierbar". Tatsächlich, der Stoxx-600-Bankenindex hat in diesem Jahr 42 Prozent verloren - gegenüber knapp 14 Prozent, die der alle Branchen umfassende Stoxx 600 nachgegeben hat. Die Société Générale hat seit Jahresanfang sogar fast zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt. Smaghi hat Recht: Solange die Kreditinstitute ihren Aktionären keine Ausschüttungen liefern, werden Investoren Bankaktien nicht einmal mit der Kneifzange anfassen.

Am vergangenen Wochenende haben wir den 30. Jahrestag der Wiedervereinigung gefeiert - nicht rauschend auf den Straßen, sondern vor den Bildschirmen; wenn doch einmal im Freien, dann mit dem gebotenen respektive verordneten Abstand. Dabei ist es nach 30 Jahren wahrscheinlich das erste Mal, dass der Westen den Osten richtig verstehen kann. Viele Westdeutsche machen bedingt durch den Lockdown gerade erstmals die Erfahrung, die die Menschen nach dem Freudentaumel im Zuge des Mauerfalls heimsuchte: wirtschaftlicher Stillstand, Verlust des Arbeitsplatzes, große Unsicherheit, was die Zukunft bringen wird. Vor dem Hintergrund einer Rekordneuverschuldung allein des Bundes von 220 Milliarden Euro in diesem Jahr wirken die 2000 Milliarden, die der Aufbau Ost in drei Jahrzehnten verschlungen hat, plötzlich unschuldig klein. Corona sorgt in gewisser Weise für Gleichheit.

Am Mittwoch ist die chinesische Golden Week zu Ende gegangen. Nachdem sich die Gewinne im verarbeitenden Gewerbe bereits im August und September stark verbessert hatten, brachte das Feiertagscluster nun auch dem Tourismus Rückenwind. Analysten schätzen, dass über 600 Millionen Menschen unterwegs waren. Wird China wieder einmal zur Konjunkturlokomotive?