Der "Preis in Wirtschaftswissenschaft zur Erinnerung an Alfred Nobel" geht in diesem Jahr an den Inder Abhijit Banerjee, seine Frau, die Französin Esther Duflo, und den Amerikaner Michael Kremer. Das Trio erhält die Auszeichnung für seinen experimentellen Ansatz zur Linderung der globalen Armut. Das ist ein wichtiges, vielleicht sogar das wichtigste Thema der Ökonomie überhaupt. Doch fragt man sich, was es zu erforschen gibt, wenn doch eigentlich feststeht, dass die Einführung einer korruptionsfreien Marktwirtschaft und die Begründung demokratischer, von informellen Hierarchien freien Institutionen bei gleichzeitiger allgemeiner Bildung und Ausbildung aller Bevölkerungskreise das Problem lösen würde. Nun wissen wir seit Popper, dass es meist nicht der große Wurf ist, der die Welt verbessert, sondern das "piecemeal engineering" - die Politik der kleinen Schritte. So ist es durchaus verdienstvoll, dass Kremer Mitte der 90er-Jahre in einer Reihe von Experimenten in Kenia untersuchte, wie sich die Lernergebnisse von Schülern verbessern lassen. Aber verdient das einen Nobelpreis? Duflo und Banerjee haben auf dem Ansatz Kremers aufgebaut und, zum Teil auch mit ihm, ähnliche Feldexperimente durchgeführt. Sie stellen sich zumindest hin und wieder gegen den Mainstream und zeigten in einer Studie, dass die viel gepriesenen Mikro­kredite die Landbevölkerung doch nicht so stark voranbringen wie erhofft. Die wenig überraschende Quintessenz ihrer Arbeit, dass es kein Patentrezept für erfolgreiche Entwicklungshilfe gebe, hat dann aber doch nur die Qualität einer Binsenweisheit - und ist damit zu dünn für einen Nobelpreis. Ab Donnerstagabend wird es ernst mit dem Brexit. Dann werden im EU-Rat die jüngsten Vorschläge der Briten besprochen, in letzter Minute doch noch zu einem Vertrag über einen geregelten Austritt zu kommen. Der steigende Pfundkurs zu Anfang der Woche signalisierte, dass die Akteure an den Finanz­märkten dies durchaus für möglich halten. Schön wär’s.