Schon für das alte Rom verbürgen Historiker, dass Gläubiger die von zahlungsunfähigen Schuldnern verpfändeten Wertgegenstände und Liegenschaften versteigerten, um den höchsten Preis zu erzielen und sich möglichst schadlos zu halten. Seit der frühen Neuzeit sind Auktionen als Instrument, um die Zahlungsbereitschaft potenzieller Käufer zu ermitteln, allgegenwärtig. Aber so einfach, wie es sich der Ebay-Nutzer vorstellt, sind Versteigerungen nicht. Sind die Gebote offen, aufsteigend (englische Variante) oder absteigend (holländische), oder gibt jeder Bieter einen verschlossenen Umschlag ab? Wie oft darf man ein Gebot gegebenenfalls verbessern? Scheiden Teilnehmer unterwegs aus? Welchen Preis muss der Gewinner zahlen - sein eigenes Gebot oder das des Zweiten? 1996 erhielt William Vickrey den Wirtschaftsnobelpreis für seine Forschungen zu einem Sonderfall: Dass die preisbestimmenden Eigenschaften dem versteigerten Gegenstand von jedem Bieter beigemessen werden. Zum Beispiel ein Abendessen mit Operndiva Anna Netrebko. Wer ihre Stimme nicht mag, wird nicht viel bieten, ein Fan hingegen sehr viel.
Anders verhält es sich bei Gütern, deren Eigenschaften für jeden gleich sind, zum Beispiel Bundesanleihen oder Emissionszertifikate. Aber schon bei Mobilfunkfrequenzen wird es kompliziert: Werden sie Bundesland für Bundesland vergeben? Richtet sich die Nützlichkeit der ersten Frequenz danach, ob man die letzte auch noch erhält? Paul Milgrom und Robert Wilson, die soeben den Alfred-Nobel-Gedächnispreis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank erhielten, erfanden dafür in den 90er-Jahren ein Verfahren: die "Simultaneous Multiple Round Auction". Sie wurde weltweit ein Erfolg und spülte auch dem Bundeshaushalt Milliarden in die Kasse. Theorie mit großem Praxisbezug - und nun zu Recht ausgezeichnet.
Am Donnerstag wird es in Brüssel wieder zu einer langen Nacht kommen. Geht es nach Briten-Premier Boris Johnson, muss das EU-Gipfeltreffen eine Einigung für die Nach-Brexit-Ordnung der EU-UK-Beziehungen bringen.