von Herausgeber Frank-B. Werner
Der sogenannte Stresstest der 130 größten Banken des Euroraums ist überraschend gut ausgefallen.
Wirklich
überraschend? Die Europäische Zentralbank wollte sich wohl selbst das Leben nicht schwer
machen. Denn einerseits ist sie für die Stabilität des Gesamtsystems zuständig, anderseits beaufsichtigt
sie die systemrelevanten Banken auf Mikroebene. Das ist keine gute Konstellation - jede zu harte
Beurteilung
einer Bank führt automatisch zu einer Instabilität des Gesamtsystems. Wer wäre da nicht
geneigt,
einmal die Augen zuzudrücken? Dass die EZB selbst die Dinge nicht so rosig sieht, findet sich
im Kleingedruckten: Mit 880 Milliarden beziffert sie dort die Höhe der ausfallgefährdeten Kredite. Das
entspricht
einem Drittel aller in diesem Jahr in Deutschland hergestellten Waren und Dienstleistungen.
Das lässt nur ein Fazit zu: Die Bewältigung der europäischen Bankenkrise braucht noch einige Zeit.
Mit dem Entwurf eines "Tarifeinheitsgesetzes" hat sich Andrea Nahles, die Bundesministerin für Arbeit
und Soziales, weit aus der Deckung gewagt. Mit diesem Gesetz will sie festlegen, dass in einem Betrieb
keine unterschiedlichen Tarifverträge für die gleiche Gruppe gelten können. Falls Gewerkschaften sich
untereinander nicht einigen können, soll künftig für alle der Tarifvertrag gelten, der von der Interessenvertretung
mit den meisten Mitgliedern im Betrieb ausgehandelt wird. Die Stoßrichtung ist klar: Es geht
gegen die kleine Lokführergewerkschaft, die plötzlich auch die Zugbegleiter vertreten will. Das Vorhaben
ist heikel, denn die von Nahles geplante "Unterbindung von Tarifkollisionen" greift in das Grundrecht
der Koalitionsfreiheit ein. Besser wäre es, das Bundesarbeitsgericht würde zu seinem bis 2010 geltenden
Leitsatz "Ein Betrieb, ein Tarifvertrag" zurückkehren. Arbeitgeber und Kunde würden von arbeitnehmerinternen
Verteilungskonflikten dann nicht mehr beeinträchtigt.
Am Mittwoch wurde es beschlossen: Ab 2017 soll der automatische Informationsaustausch in Steuerfragen
starten. Die schlechte Nachricht für Anleger: Damit ist auch das Ende der Abgeltungsteuer nah.