Inflation, Lieferkettenprobleme, Wirtschaftsabschwung: Der Krieg in der Ukraine geht in die elfte Woche. Die ökonomischen Probleme spüren wir schon heute. Und ein Ende des Kriegs ist leider nicht in Sicht. Niemand Geringeres als die "Financial Times" diskutierte kürzlich die langfristigen Folgen des Überfalls und der darauffolgenden Sanktionen des Westens. Das Ergebnis der Überlegungen: Die Weltfinanzordnung ändert sich.
Russland hat den Krieg nicht nur militärisch, sondern auch in Bezug auf mögliche Sanktionen vorbereitet, indem es Währungsreserven im Wert von insgesamt 630 Milliarden US-Dollar aufgebaut hat. Dadurch - so die Kalkulation - könnten negative Auswirkungen wie etwa Einnahmeausfälle durch geringere Energieexporte oder Kapitalflucht kompensiert werden, sodass der Rubel und die Finanzmärkte in Russland weitgehend stabil bleiben würden.
Doch dann kam alles anders: Im Zuge der Sanktionen wurden von den Währungsreserven im Wert von umgerechnet rund 630 Milliarden US-Dollar gut 400 Milliarden von westlichen Zentralbanken "eingefroren". Die Währungsreserven eines Landes sind zwar im Eigentum dieses Landes, aber im Besitz und damit unter der letztlichen Kontrolle der Zentralbank des Landes, um dessen Währung es geht. Euro, die im Eigentum der russischen Zentralbank sind, liegen bei der Europäischen Zentralbank und müssen gegebenenfalls von ihr freigegeben werden und US-Dollar von der US-Notenbank Fed.
"Im Prinzip gibt es einen klaren Konsens, dass Zentralbanken sich nicht gegenseitig blockieren, aber technisch ist es möglich, und jetzt wird davon Gebrauch gemacht", formuliert es die Hamburg Commercial Bank in einer Analyse. Und das, so ihr Fazit, sei die eigentlich "nukleare Option".
Nun ist hier nicht der geeignete Platz, um darüber zu diskutieren, welche Sanktionen angemessen sind. Und angesichts der realen atomaren Bedrohung ist der Begriff "nukleare Option" für eine Wirtschaftssanktion auf jeden Fall unpassend gewählt. Ein Blick auf die wirtschaftlichen Folgen ist dennoch wichtig.
"Die Nutzung von Währungen als Waffen wird die Weltwirtschaft auseinanderfallen lassen", schreibt die "Financial Times". Und kommt zu dem Schluss: Der Dollar könnte seine Funktion als Leitwährung verlieren. Selbst nach einem hoffentlich baldigen Ende des Ukraine-Kriegs würden weder Russland noch China Währungsreserven in Dollar halten. Sie würden mittelfristig versuchen, ein eigenes gemeinsames Währungs- und Zahlungssystem aufzubauen. Auf den "heißen" Krieg folgt der "kalte" Krieg der Währungen.
Doch damit nicht genug. Russland ist eine Rohstoff-Supermacht - nicht nur was Öl und Gas anbelangt. Ähnlich wie sich Deutschland mittelfristig unabhängig von russischem Öl und Gas machen will, wird Russland seine Lithium-, Cobalt-, Nickel-, Titanium- und Aluminiumschätze künftig in andere Regionen verkaufen. Nicht nur die Energiewende wird damit nachhaltig gebremst.
"Investoren können sich auf den bevorstehenden Kollaps des Dollar vorbereiten, indem sie ihre Bestände an physischem Gold aufstocken", folgert die Analyse-Website Zerohedge. Andere Rohstoffe und Top-Aktien würde ich hier noch hinzufügen. 30 davon stellen wir in unserer Titelgeschichte vor. Es gibt sie, die Aktien für die Ewigkeit - sie stehen jede Krise durch!